Fotografen Verzeichnis deutscher Berufsfotografen:

Luisa Demmler erzählt im Interview über ihre Ausbildung an der Gertrud Luckner Gewerbeschule in Freiburg

Luisa Demmler macht derzeit eine Ausbildung zur Fotografin bei Werbefoto Robold und der GLG Freiburg. Wir haben mit ihr über die betriebliche Ausbildung und die Fotografie im Allgemeinen gesprochen.

BF: Luisa, du stehst kurz vor deiner Gesellenprüfung in Fotografie. Was fehlt dir noch, bis du dich Fotografin nennen kannst?

Luisa Demmler: Für die Abschlussprüfung zur Fotografin fehlen mir jetzt nur noch das Gesellenstück und eine praktische Prüfung in der Schule.

BF: Dann bist du ja fast fertig. Was planst du als Gesellenstück zu fotografieren?
Luisa Demmler: Es soll etwas Technisches werden, denn ich mache Produktfotografie und Werbung in meinem Ausbildungsbetrieb. Heute bin ich schon mal durch den Elektromarkt gelaufen, um mich inspirieren zu lassen. Ich werde mir ein technisches Gerät aussuchen mit schönen Oberflächen, Metall und Chrom zum Beispiel.

 

BF: Mit Industrieprodukten bewegst du dich ja eher in einer Nische. Machen das noch andere Azubis in deiner Klasse und wie ist der Austausch unter euch?
Luisa Demmler: Die Meisten aus meiner Klasse machen Portraitfotografie. Aber wir helfen uns gegenseitig. Portraits fotografieren und mit Menschen sprechen liegt mir nicht so, ich habe lieber ein Produkt, das ich drehen und wenden kann. Ich bin wirklich froh, dass ich nicht in einem Portraitstudio gelandet bin, sondern bei uns.

BF: Hast du dir deinen Ausbildungsplatz ganz gezielt gesucht und war es schwierig ihn zu bekommen?
Luisa Demmler: Gezielt war es weniger. Ich hatte mein Abitur abgebrochen und war auf der Suche nach einer Lösung für meinen Werdegang. Für Fotografie habe ich mich schon seit meiner Kindheit interessiert, also entschied ich in diese Richtung zu gehen. Dann habe ich 30 Bewerbungen geschrieben und nur Absagen bekommen. Zum Glück kam in letzter Minute doch noch die Einladung zum Vorstellungsgespräch von meinem jetzigen Ausbildungsbetrieb. Das war mein letztes Fünkchen Hoffnung gewesen.

BF: Warum wolltest du eine Ausbildung machen und nicht studieren oder an einer Privatschule lernen?
Luisa Demmler: Ohne Abitur ist Studieren ja nicht möglich. Ich hatte mich zwar auch an einer Privatschule beworben, aber die war zu teuer. Das hat in drei Jahren 25 000 Euro gekostet und da war noch nicht mal Essen oder Wohnen dabei.

BF: Nun warst du als Azubi in der Lage, selber Geld zu verdienen. Aber es ist ja bekannt, dass der Betrag gering ist. Was hast du in der Ausbildung verdient und wie hast du damit überlebt?
Luisa Demmler: Im ersten Jahr hatte ich 300 und danach 320 Euro. Da mich meine Eltern unterstützen, ich auch Kindergeld bekomme und mit meinem Freund zusammenwohne, ging es. Alleine hätte ich das aber nie geschafft. Ich lebe sparsam. Durch das viele Lernen kam ich gar nicht dazu, viel raus zu gehen und Geld auszugeben. Für mich ist die Arbeit gleichzeitig Freizeit. Ich bleibe auch gerne länger beim Job. Es gab Wochen, in denen ich von morgens bis nachts um zwei gearbeitet habe, weil da so viel los war. Wenn man so richtig an was dran ist, kann man sich auch schwer losreißen.

BF: In welchem Alter sind eigentlich die Azubis bei euch? Und was haben sie vorher gemacht?
Luisa Demmler: Ich bin 25. Die Meisten sind um die zwanzig, aber auch bis zu 32. Die Meisten kommen von der Schule und ein paar haben auch vorher schon im Fotografiestudio gearbeitet oder lange Praktika gemacht.

BF: Was hat dir besonders gut an deiner Ausbildung gefallen? War es eher die Arbeit im Betrieb oder das Lernen in derSchule?
Luisa Demmler: Das ist schwierig zu sagen. Die Mischung war einfach perfekt, weil ich die Abwechslung mag. Ich finde es gut, dass wir Blockunterricht hatten. Es gibt immer eine Woche Schule, dann wieder zwei Wochen Arbeiten. Dadurch muss man nicht immer hin und her switchen, sondern kann sich richtig auf eins konzentrieren. Ich hatte auch viel Glück mit meinem Ausbildungsbetrieb. Am Anfang war ich in einem BBQ Trainee-Programm vom Arbeitsamt mit Seminaren und Beratung. Mir hat es Spaß gemacht und auch Sicherheit gegeben. Als es nach einem Jahr gut klappte, bin ich mit einem richtigen Ausbildungsvertrag übernommen worden.

BF: Wir führen diese Interviews für Interessenten an einer Fotografieausbildung, damit sie sich ein Bild machen können, was sie erwartet. Kannst du bitte einen typischen Tag in der Ausbildung beschreiben?
Luisa Demmler: Bei mir ist es ziemlich speziell, weil ich mich zur rechten Hand meines Chefs hochgearbeitet habe. Am Morgen hole ich die Post und mache organisatorische Sachen. Ich stelle auch viele Listen zusammen, welche Jobs gerade anstehen und was gerade wichtig ist. Das tue ich, damit er nicht so viel im Kopf haben muss. Außerdem helfe ich mit Lampen schieben und Licht setzen. Selbst wenn ich einen Vorschlag mache und er schon weiß, dass es blöd aussehen wird, lässt er mich das ausprobieren, damit ich es selber feststellen kann. Ich lerne immer noch extrem viel. Es ist auch ziemlich viel Bildbearbeitung zu tun, weil wir Bildbearbeitung als Dienstleistung anbieten. Ich habe zum Beispiel drei Monate lang ungefähr 150 Sportgeräte retuschiert. Das mach ich total gerne. Manchmal überlege ich schon im Studio, ob das Ergebnis, das ich erzielen möchte, einfacher in Photoshop erzielt werden kann. Denn manchmal spart man dadurch viel Zeit.

BF: Wie kann ich mir denn im Vergleich einen Tag an der Berufsschule vorstellen? Welche Fächer habt ihr?
Luisa Demmler: In der Schule hatten wir zum Beispiel die Lernfeldfächer Praxis, Theorie und das Digitale mit Speichermedien und Bildbearbeitung. Allgemeinbildende Fächer wie Deutsch und Gemeinschaftskunde gab es auch. Und dann noch Wirtschaftskompetenz, wo wir lernen wie Steuerabgaben funktionieren, wie man einen Betrieb gründet, Kalkulation und so weiter.

BF: Bringst du dir auch selber etwas bei? Wie bildest du dich persönlich weiter?
Luisa Demmler: Ich habe ziemlich viele Fotofachbücher gelesen, unter anderem “Sehen, Gestalten, Fotografieren” von Ernst Weber und über Colour Management. Und ich habe mir viele YouTube Videos über Photoshop angeschaut am Anfang. Da findet man viel im Internet. Außerdem habe ich Karteikarten geschrieben, um für die Prüfung zu lernen. Zwei Boxen habe ich zusammenbekommen. Ich war schon ziemlich strebsam, weil ich meine Sache gut machen wollte. Dadurch hatte ich auch die letzten 2 Jahre ein Einser-Zeugnis.

BF: Hast du auch andere Genres ausprobiert? Du sagtest ja, dass dir Portraitfotografie nicht so liegt, aber das musstest du für die Ausbildung doch sicher auch machen?
Luisa Demmler: Ja natürlich, das musste ich schon. Wir mussten Portrait-, Makro- bzw. Tierfotografie und Landschaft fotografieren. Auch Architekturfotografie haben wir mal durchgenommen. Aber ich bin wirklich bei Produkt hängen geblieben, weil es mir so gut gefällt. - Für die Gesellenprüfung muss man übrigens auch eine Aufgabe außerhalb des eigenen Schwerpunkts bearbeiten.

BF: Kannst du die Produktfotografie bitte nochmal näher beschreiben? Wie machst du so ein Foto?
Luisa Demmler: Wir haben viele Stammkunden, bei denen wir von vornherein wissen, wie sie ihre Fotos gemacht haben wollen. Aber wenn ein neuer Kunde kommt, bespricht man das Produkt mit ihm. Man muss richtig verstehen, wie das Produkt funktioniert und was wozu da ist. Was wichtig ist, kommt in den Vordergrung, was nicht so wichtig ist, rückt in den Hintergrund. Wir haben zum Beispiel einen neuen Kunden mit Bauteilen für Autos. Das sind ganz spezielle Teile mit speziellen Materialien. Manchmal steht auch der Kunde beim Fotografieren dabei und man macht es zusammen. So funktioniert die Absprache besser, als wenn man ihm immer wieder die Ergebnisse schickt und er dann sagt: “Das ist es auch nicht”.

BF: Jetzt wirst du sehr bald deine Abschlussprüfung hinter dir haben. Was hast du danach vor? Hast du darüber nachgedacht selbst einen Betrieb zu gründen?
Luisa Demmler: Ich mag es lieber in einem Team zu sein als die Verantwortung alleine zu tragen. Zum Glück werde ich übernommen. Da bin ich echt froh, denn am Anfang der Ausbildung haben sie gesagt, dass sie niemanden übernehmen würden.

BF: Gratuliere zur Übernahme! Was machen denn die anderen Azubis? Will sich von denen jemand selbstständig machen?
Luisa Demmler: Die Anderen sind zum Teil in Geschäften, wo sie Pass- und Bewerbungsbilder machen. Einige wollen studieren, manche machen etwas ganz anderes. Selbstständig machen wollen sich schon ein paar, aber noch nicht jetzt, sie wollen noch Erfahrungen sammeln durch Arbeiten in verschiedenen Studios oder Praktika. Je länger man dabei ist, desto mehr Abläufe versteht man.

BF: Wenn du planen würdest, dich selbstständig zu machen, hätte ich gefragt, welchen Tagessatz du anstrebst. Was wirst du jetzt verdienen?
Luisa Demmler: Ich werde zunächst den Mindestlohn von 8,50 Euro die Stunde verdienen und dann werden wir weitersehen. Den Tagessatz als Fotografin festzusetzen, war eine Aufgabe aus meinem Berichtsheft in dem Teil über Kalkulation. Das Ergebnis, zu dem ich gekommen war, betrug 270 Euro. Das war in der Klasse das Niedrigste. Die Anderen waren eher bei 700 Euro. Aber mein Argument war, dass ich auch nicht selbstständig werden will und deshalb keinen Gewinn machen muss.

BF: Es gibt ja gerade im Fotografiebereich viele Autodidakten. Was hältst du davon gar keine Ausbildung zu machen, sondern sich alles selbst beizubringen? Ist das in deinen Augen überhaupt möglich.
Luisa Demmler: Ich halte es für besser, eine Ausbildung zu machen. Man erhält dadurch nämlich auch eine Absicherung und Bestätigung, dass man es gemacht und geschafft hat. Ich stelle es mir schwer vor, sich alles selbst beizubringen. Schließlich kann man sich Vieles beibringen, aber man weiß trotzdem nicht, wie es richtig ist. Vor allem, wie es auf der Arbeit dann aussieht. Wie der Alltag eines Fotografen eigentlich aussieht. Das finde ich ziemlich wichtig

BF: Habt ihr in der Ausbildung berühmte Fotografen durchgenommen? Und gibt es für dich ein Idol oder Vorbild?
Luisa Demmler: Ja, wir mussten tatsächlich ständig Referate über berühmte Fotografen halten. Während der Schule kommt es einem unnötig vor, aber es hat viel gebracht, man hat dadurch viel gelernt. Für meinen Bereich in der Fotografie gibt es nicht so die Vorbilder. Ich mag eben Produktfotografie und die meisten bekannten Fotografen sind eher im Portrait- oder Stilllife-Bereich. Die Anderen haben so Idole wie James Nachtwey oder Calvin Hollywood, den ich nicht so mag.

BF: Würdest du sagen, dass es in der Produktfotografie eher um Form als um Inhalt geht?
Luisa Demmler: Es kommt darauf an. Wenn man eine reine Werbeaufnahme macht, muss sie sachlich sein. Man muss das Produkt gut sehen können und muss es sofort auf einen Blick zu verstehen sein. Dann gibt es emotionale Aufnahmen, “Emotionals”, wo es vielleicht Lichtspiele oder Ähnliches gibt. Es ist gut, wenn man das Zweite kann, aber im Endeffekt entscheidet da meistens der Grafiker.

BF: Vielen Dank für das Interview, Luisa.

Luisa Demmler

 

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