Wird die Lichtfeldtechnologie von Lytro die Fotografie verändern?
Von vielen Fotografen wurde sie belächelt und nur als nette Spielerei angesehen. Zugegebenermaßen war die erste Version der Lytro auch nicht mehr als ein interessantes Gadget, das sich nach eigenen Angaben im letzten Jahr "über die Erwartungen hinaus" verkauft habe. Deutliche Preiskorrekturen in Deutschland in den letzten Monaten lassen aber vermuten, dass der Absatz doch nicht ganz so stark war.
Wo die erste Version sicher auch als Test des Marktes gedacht war, hat Lytro jetzt mit der Illum nachgelegt und eine Kamera auf den Markt gebracht, die nicht nur wie eine richtige Kamera aussieht, sondern langsam auch interessant wird.
Zwar wird die nachträgliche Fokussierung für Fotografen, die Ausdrucke oder statische Bilder vorziehen, nicht sonderlich relevant sein. Dennoch zeigt das Video sehr gut, was die Kamera sonst noch zu leisten vermag. So lassen sich durch die nachträgliche Schärfenverschiebung aus statischen Bildern kleine Animationen machen. Gerade auch die Möglichkeit, die Bilder in 3D auszugeben, könnte diese fotografische Nische zu mehr Beachtung führen und ganz neue fotografische Bereiche erschließen.
Zwar hat sich die Auflösung auf 4MP vervierfacht (bei Lytro sind das dann 40 sogenannte Megarays), aber leider ist auch der Preis gleichermaßen gestiegen. Lytro möchte mit der Kamera jetzt professionelle Fotografen ansprechen und fordert mit 1500€ einen dementsprechend hohen Preis. Ob diese Strategie aufgeht und die neue Technik wirklich über den professionellen Bereich in den Massenmarkt vordringt, bleibt abzuwarten. Bei rund 50 Millionen Dollar eingesammeltem Risikokapital hat Lytro zumindest noch viele Möglichkeiten, das eine oder andere auszuprobieren und die Kamera weiterzuentwickeln.
Letztlich stellt sich die Frage, wohin die Reise geht. Wird die Lichtfeldtechnologie sich langfristig am Markt durchsetzen und herkömmliche Systeme verdrängen?
Schafft Lytro es die Auflösung deutlich zu steigern und sind mittelfristig auch Filmaufnahmen möglich, könnte dies durchaus gelingen. Eine nachträgliche Fokussierung ist ein nettes Feature, denn es gibt kaum einen Fotografen, bei dem nicht ein großartiges Bild dank Fehlfokussierung verdorben wurde. In Verbindung mit 3D und bewegten Bildern liegt in der Lichtfeldtechnologie aber wahrscheinlich noch ein viel größeres Potenzial.
Der recht hohe Preis wird die Verbreitung der Kamera sicherlich etwas hemmen und für einen Berufsfotografen geht die Kosten- / Nutzenrechnung auch noch nicht auf. Aber Lytro scheint auf einem guten Weg, die digitale Kameratechnik nachhaltig zu verändern.