Manipulierte Selbstportraits - die gab es schon in der Antike
Schon seit jeher liebten die Menschen Abbilder Ihrer selbst. In der Antike wurden Statuen gemeißelt, später malten Künstler aufwendige Portraitgemälde und in den letzten hundert Jahren bevorzugten die Menschen den Gang zum professionellen Fotografen. Gemein hatten diese Vorgänge, dass es für den abgebildeten etwas sehr Wertvolles, Besonderes war, ein dauerhaftes Abbild seiner selbst zu erhalten und gerade von den Statuen bis zur Fotografie hatten die Portraits immer etwas gemein: Sie waren manipuliert und zeigten den Abgebildeten in Haltung und Mimik geschönt. Gerade in der fotografischen Nachbearbeitung wurde dies immer mehr auf die Spitze getrieben. Vorher / nachher Bilder von Modellen oder Promis sind mittlerweile ja oft so unterschiedlich, dass es schwer fällt zu glauben, dass es sich um den selben Menschen bzw das selbe Foto handelt.
Der Wunsch, in der Öffentlichkeit in einer bestimmten Art und Weise gesehen zu werden, ist demnach seit Urzeiten derselbe. Geändert hat sich, die Art der Darstellungsform und in den letzten Jahren auch der Anspruch an die Professionalität der Abbildung.
Brauchte man bis vor wenigen Jahren einen Profi, um ein vernünftiges Portrait von sich zu erhalten, gilt es jetzt als authentisch, Selbstportraits von sich durch Netz zu senden, die oft alles andere als vorteilhaft wirken. Portraitfotos sind so zur Massenware geworden und durch die überall verfügbaren Handykameras nutzen immer mehr Menschen die Möglichkeit, sich selber, in "selfies" zu produzieren.
Glaubt man Statistikern, nutzen gerade junge Frauen sehr gerne die Möglichkeit, sich in allen möglichen und unmöglichen Lebenslagen selber zu fotografieren und diese Bilder in narzisstischer Weise zu veröffentlichen. Zu zeigen wie toll, reich, sexy man ist, oder auch den Beweis zu liefern, dass man wirklich an einem bestimmten Ort war, hat zu einem regelrechten hype von Selbstportraits geführt. Gerade dass Menschen selfies ins Netz stellen, auf denen sie alles andere als schön aussehen, ist ein bemerkenswerter Wandel. Denn diese Menschen hätten diese Bilder nie einem professionellen Fotografen abgenommen und dennoch werden sie tausendfach täglich online gestellt und durch die sozialen Netze geschickt.
Dass Menschen sich gerne selber fotografieren können wollen, ist eigentlich ein alter Hut. Kodak hatte diese Neigung schon vor hundert Jahren erkannt und damals die Brownie Kamera auf den Markt gebracht, bei der man mit Hilfe eines Spiegels sich einfach selbst fotografieren konnte.
Der Begriff selfie kommt übrigens aus Australien und wurde vor rund 10 Jahren das erste Mal erwähnt und wurde 2012 vom time Magazine zu den Top 10 Begriffen des Jahres gewählt.
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