"Es ist schön, wenn Bilder bleiben" - Fotografin Anne Hufnagl
Im BEST OF 2016 zeigen professionelle Fotografen ihr bestes, persönlichstes oder emotionalstes Foto aus dem letzten Jahr.
Mitgemacht hat auch Anne Hufnagl mit einem Paarfoto aus einer Hochzeitsreportage in Hamburg.
BF: Sie fotografieren viele Hochzeiten pro Jahr. Was macht gerade dieses Foto zu Ihrem Lieblingsbild?
Anne Hufnagl: Es war von Anfang bis zum Ende ein sehr schöner Auftrag. Bereits das erste Vorgespräch noch vor der Buchung hat Spaß gemacht. Die beiden haben mir zudem wirklich viele Freiheiten gelassen und bei allen Ideen mitgemacht. Dieses Foto ist abends auf dem Hoteldach entstanden, während die eigentliche Feier lief. Es ist ein Paar zu dem ich immer noch Kontakt habe. Die Chemie hat hier einfach super gut gepasst. Außerdem haben die beiden vom Look und von der Mentalität perfekt zu mir gepasst. Das war mein ideales Kundenpaar. Ich verbinde mit diesem Foto viele positive Gefühle an ein tolles Shooting.
BF: Wie würden Sie selber den Stil Ihrer Bilder bezeichnen?
Anne Hufnagl: Ich würde meine Bildsprache als modern oder als klassisch- schick bezeichnen. Das entsteht auch durch das Hamburger Klientel. Natürlich mache ich auch manchmal eine Gartenhochzeit oder eine Vintagehochzeit, aber die Nachfrage besteht hier in Hamburg eher nach klassisch, modernen und schicken Sachen.
Für mich bedeutet das in erster Linie schöne Farben, schicke und moderne Locations. Oft ist es eher eines der großen Hotels an der Alster als ein Bauernhof. Das bedeutet,dass es eher hochwertig und professionell zugeht und weniger verspielt.
BF: Ihre Hochzeitsbilder sind meist keine archetypischen Hochzeitsbilder, die man häufig sieht.
Anne Hufnagl: Ja, das ergibt sich meist daher, dass ich wenig versuche einzugreifen und zu dirigieren. Auch wenn ich eher klassische Motive umsetze, gebe ich dem Paar eben keine Anweisungen wie sie schauen oder was sie machen sollen. Ich lasse sie einfach sie selbst sein. Deswegen sieht auch jede Hochzeit anders aus, weil ich die Motive fotografiere, die sich an diesem Tag ergeben und wir nichts vorher planen. Ich habe kein Pinterest-Moodboard in dem die Top-10-Hochzeitsmotive drin sind, die ich fotografieren will, sondern ich gucke einfach wie die Leute sind. Vielleicht ist das auch ein bisschen Klischee, aber die sind wirklich einfach alle anders. Dementsprechend ist auch jede Hochzeit insgesamt und jedes Hochzeitsbild anders. Was gleich bleibt ist mein Bearbeitungsstil, meine Handschrift. Die Paare haben so das Gefühl, dass sie das selbst auf den Bildern sind. Das ist eine direkte, ehrliche Art der Fotografie.
BF: Klappt diese offene Zusammenarbeit immer bei Ihnen?
Anne Hufnagl: Für mich ist es wichtig, dass es zwischenmenschlich passt. Ich muss das Gefühl haben, dass die Leute sich auch schon beim Vorgespräch mit mir entspannen können. Das Kennenlernen ist mir sehr wichtig. Es ist auch völlig in Ordnung, wenn es nach dem Vorgespräch nicht zum Shooting kommt, weil es nicht gepasst hat
Häufig liegen zwischen Buchungstag und Hochzeit Monate. Da ist es wichtig, in Kontakt zu bleiben. Ich treffe mich mit dem Paar zwei Wochen vor der Hochzeit noch einmal.
Dadurch haben die Menschen das Gefühl, dass ich dazugehöre. Ich interessiere mich auch wirklich für die Geschichten hinter den Menschen, teilweise kenne ich vorher schon die halbe Familiengeschichte. Weil die Paare merken, dass ich keine Fließbandarbeit mache, sondern sie kenne und sie sie selber sein können, entsteht ein vertrauensvolles Miteinander, das andere, schöne Bilder ermöglicht.
BF: Auf Ihrer Webseite beschreiben Sie Ihre Bilder als künstlerische Hochzeitsfotos.
Anne Hufnagl: Ich arbeite wahnsinnig gern mit den jeweiligen Locations. Wenn ich in einem Fachwerkhaus fotografiere, soll es auch deutlich mit auf dem Bild sein. Ich versuche auch immer einen zweiten, anderen Blickwinkel zu finden. Zudem ist die Bearbeitung für mich sehr wichtig. Da arbeite ich meist ohne Photoshop in Lightroom an der Anpassung der Farben, damit eine Art Filmlook entsteht. Es soll ein wenig nach Früher aussehen, ein wenig analog.
BF: Wie kommt es eigentlich, dass Sie sich auf Hochzeiten spezialisiert haben?
Anne Hufnagl: Das war eigentlich ein Zufall. Früher habe ich viel Fashion-Kataloge fotografiert und eines Tages fragte mich einer meiner Kunden, ein Agenturchef, ob ich nicht die Hochzeit seiner Tochter fotografieren könnte.
Ich habe schnell gemerkt, dass mir das Spaß macht und ich den Leuten Bilder geben kann, die etwas Besonderes sind und an denen sie ein Leben lang Freude haben werden. Das zu wissen tut mir natürlich auch gut. Mittlerweile fotografiere ich fast nur noch Hochzeiten. Zudem mag ich es mit echten Menschen zu arbeiten. In der Katalogfotografie arbeiten Modelle und denen ist es nicht wichtig, ob das Foto toll wird, denn sie haben meist schon viele tolle Fotos in der Mappe.
Bei den Hochzeiten habe ich das Gefühl, das ich wirklich etwas Besonderes geben kann. Diese Bilder haben eine Bedeutung. Ein Fashionkatalog ist am Ende der Saison vergessen. Die Hochzeitsfotos bleiben bei den Familien und das ist ein schönes Gefühl. Ich möchte etwas schaffen, was bleibt und das schafft man mit Werbung nicht. Damit verdient man zwar gutes Geld, aber für die eigene Entwicklung, oder wenn man das Gefühl mag, etwas tolles zu machen, sind Hochzeitsfotos die bessere Wahl.
Ich mag zudem die Freiheit, die ich habe. Wenn dann das Ergebnis stimmt und das eigene Auftreten auch ein bisschen cool ist, ist das doch eigentlich eine gute Kombination.
BF: Wusste Sie bei diesem Motiv sofort, dass es ein besonderes Foto wird?
Anne Hufnagl: Ich wusste auf jeden Fall, dass es ein besonderer Moment ist. Auf dieses Hoteldach darf man eigentlich nicht. Ich hatte mich wirklich mehrere Stunden von der Kellnerin bis zum Hoteldirektor durchgefragt, bis wir dort hoch durften. Wir mussten sogar unterschreiben, dass das Hotel nicht haftet, wenn wir herunterfallen würden. Das Licht war dann perfekt, die beide waren entspannt und ich hatte gleich das Gefühl, dass das etwas Besonderes ist. Das klappt einfach nicht bei jeder Hochzeit. Es gibt immer besondere Momente, schöne Fotos, aber Momente, in denen alles passt, das ist selten.
BF: Was ist für Sie persönlich wichtig an einem Foto? Was ist für Sie ein sehr gutes Foto?
Anne Hufnagl: Ein sehr gutes Foto löst im Betrachter etwas aus. Man kann ein Foto haben, das handwerklich tipptopp ist, aber dennoch keine Bedeutung hat oder Gefühle auslöst. So ein Bild überblättert man in einem Magazin oder klickt es online einfach weiter, weil es dann doch nur perfekt ist. Manchmal gibt es aber Fotos, die vielleicht sogar unscharf sind, aber trotzdem eine Stimmung und Emotionen transportieren. Ich glaube, dass der Trend ähnlich wie auf Instagram immer weiter zu emotionalen Fotos gehen wird.
BF: Mit Hilfe von Apps kann mittlerweile jeder Bilder stimmungsvoller machen, wie sehen Sie diese Entwicklung?
Anne Hufnagl: Dank Facebook und Instagram wollen Paare gute Bilder zum Zeigen und Teilen. Natürlich gibt es auch viele, die tolle Handyfotos machen, auch mit Filtern, aber das sind in der Regel Privatleute, die festhalten, was im eigenen Leben passiert und das hat mit dem Beruf Fotograf nicht viel zu tun. Ich habe zudem nicht das Gefühl, dass mir das Aufträge wegnimmt, sondern eher das Bewusstsein für Fotos allgemein erhöht.
Fotografie hat durch die ganzen technischen Möglichkeiten einen ganz anderen Stellenwert bekommen. Hätten wir Facebook und Instagram nicht, würden die Leute wahrscheinlich gar nicht so viel Wert auf hochwertige und einzigartige Bilder legen.
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