"Schöne Momente ziehen mich an" - Fotograf Torsten Halm
Im BEST OF 2016 zeigen professionelle Fotografen ihr bestes, persönlichstes oder emotionalstes Foto aus dem letzten Jahr.
Mitgemacht hat auch Torsten Halm mit einem stimmungsvollen Reportagebild.
BF: Hallo Herr Halm, Sie haben dieses Foto als Ihr wichtigstes Foto gewählt. Was ist Ihnen an diesem Bild so wichtig?
Torsten Halm: Aufgenommen ist dieses Bild mitten in Berlin und dennoch strahlt es unglaublich viel Ruhe aus. Eigentlich ist Berlin Mitte immer hektisch und dieser Mann sitzt einfach in dieser Bar und raucht entspannt eine Zigarette, trinkt seinen Wein und ist vollkommen fokussiert auf sein Buch. Es ist die Stimmung in dem Bild, die mir von Anfang an gefallen hat. Durch dieses Bild wurde mir klar, dass ich mehr in Richtung Reportagefotografie gehen möchte.
Dieses Foto ist gerade durch die ruhige Stimmung mittlerweile zu meinem ganz persönlichen Lieblingsbild geworden, das mir sehr viel bedeutet und an dem ich mich einfach nicht satt sehen kann. Es gibt vielleicht öfters Fotos, die ich mag, aber dieses ist wirklich besonders für mich. Der Mann schaut nicht auf sein Handy und auch sonst gibt es keine Technik in dem Bild. Er sitzt allein dort, richtet das Licht der Lampe zu sich. Er liest einfach ein Buch, was viele nicht mehr machen, wenn sie irgendwo hingehen. Dieser Mann war so unglaublich in sich gekehrt, er hat sich durch nichts aus der Ruhe bringen lassen.
BF: Hat Sie den Mann noch einmal getroffen und hat er die Aufnahme gesehen?
Torsten Halm: Der Mann hatte nicht bemerkt, dass ich ihn fotografiert habe und obwohl ich wusste, dass es eine besondere Aufnahme geworden ist, ist mir erst später am Rechner wirklich aufgefallen, wie schön das Bild ist. Ich habe das Foto dann ausgedruckt, bin in die Bar gefahren und habe gefragt, ob irgendjemand diesen Mann kennt. Tatsächlich bekam ich am nächsten Tag einen Anruf und wir haben uns dann auch in der Bar getroffen. Es stellte sich heraus, dass er begeisterter Hobbyfotograf ist. Wir haben ganze acht Stunden zusammengesessen, weil es einfach ein unglaublich interessantes Gespräch war.
BF: Sie sprechen immer wieder von Ruhe. Spricht diese Bild eine Sehnsucht in Ihnen an?
Torsten Halm: Als Nicht-Berliner tue ich mich mit dieser riesigen Stadt und der Hektik manchmal etwas schwer. In meinem Job hingegen mag ich den positiven Stress. Danach sehne ich mich aber auch oft nach etwas Ruhe.
Wenn ich nicht für einen Job fotografiere, bin ich eher der stille Beobachter und versuche für mich besondere, schöne Momente einzufangen. Ich halte dann gerne inne. Das spiegelt meinen eigenen Stil wider. Mich zieht die Reportagefotografie viel stärker an, als eine perfekte Inszenierung.
BF: Dies Aufnahme war somit ein Wendepunkt in Ihrer fotografischen Laufbahn?
Torsten Halm: Ja, das war wie ein Startschuss im Bereich der Reportagefotografie für mich. Ich lege jetzt viel stärker Wert darauf mein Auge zu schulen und wachsamer zu werden, um besondere Momente schnell zu erkennen und zu fotografieren.
BF: Und was hat der Fotografierte eigentlich zu dem Bild gesagt?
Torsten Halm: Er war völlig begeistert und wollte sein Bild von mir signiert haben, das war ein sehr schöner Moment.
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