"Zeit ist das schönste Geschenk" - Im Gespräch mit Fotografin Nicole Porubek
BF: Hallo Frau Porubek, auf Ihrer Webseite ist mir sofort das Foto einer Frau mit Nelken und einem recht ungewöhnlichen Lilastich im Haar aufgefallen.
Nicole Porubek: Das war eine meiner freien Arbeiten und da ist dann erlaubt, was sonst nicht unbedingt möglich wäre. Gerade diese Grautöne stehen nicht jedem, hier hat das aber einfach alles sehr gut gepasst. Ich habe immer eine Sytlistin, Visagistin und oft noch jemanden für die Haare mit dabei und dann setzen wir in freien Projekten wie diesem außergewöhnliche Ideen um.
BF: Schaut man sich Ihre Seite an, sieht man Hauptsächlich Lifestyle und Modeaufnahmen.
Nicole Porubek: Mein Herzblut hängt schon eindeutig an der Fashionfotografie. Und die zeige ich neben Lifestyle und einigen kommerziellen Arbeiten dann auch auf meiner Webseite. Im Gegenzug dazu sieht man auf BF hauptsächlich meine Hochzeit- und Businessfotografie. Diese Aufteilung habe ich schon recht lange und bin ganz glücklich damit. Übernommen habe ich diese Idee der Trennung einzelner Arbeitsbereiche von Felix Rachor, bei dem ich meine Masterklasse gemacht habe. Ich finde es sehr wichtig nur das zu zeigen, was zu mir passt und was ich auch wirklich zeigen möchte. Wir Fotografen müssen nicht alles zeigen, was wir machen.
BF: Wie kam es zu dem Fokus auf Modefotografie?
Nicole Porubek: Die Modefotografie ist derzeit ziemlich wichtig für mich. Aufgewachsen bin ich in Budapest, wo ich Visagist gelernt habe und dann beim Fernsehen gearbeitet habe. Ich hatte aber immer den Traum, dass ich eines Tages meine eigenen Arbeiten in einer Zeitschrift sehe. Erst recht spät habe ich bemerkt, dass die Fotografie mir viel besser liegt als die Arbeit einer Visagistin und ich nur dafür wirklich brenne. Ich mag auch die Arbeitsweise mit Stylist und Visagist. Zwar gibt bei einem Modeshooting der Auftraggeber zum großen Teil vor, was fotografiert werden soll. Aber einen großen Anteil haben auch die Stylisten. Man kann sogar soweit gehen zu sagen, dass ein wirklich gutes Modefoto ohne eine gute Stylistin kaum möglich ist.
BF: Woher nehmen Sie die Inspiration zu Ihren Arbeiten?
Nicole Porubek: Mit Mode beschäftige ich mich schon seit etlichen Jahren. Ich mag zum Beispiel die Vogue als Inspirationsquelle, auch wenn sie sehr viel Reklame beinhaltet. Die Modebilder dort sind oft sehr speziell. Als normaler Mensch kann man das nicht tragen, aber darum geht es letztlich gar nicht. Die Bilder sollen oft schocken und bleiben dadurch im Gedächtnis, setzen darüber hinaus natürlich auch Trends. In den letzten Jahren bin ich allerdings auch ein Fan von Harpers Bazaar geworden. Die Bildsprache ist wirklich schön und einige meiner Vorbilder wie Andreas Ortner oder Marie Bärsch fotografieren dort regelmäßig. Mit deren Arbeiten kann ich mich identifizieren.
BF: Sie zeigen Ihre Arbeiten auch auf Instagram und facebook
Nicole Porubek: Wenn man sieht, dass fast alle Stars und Prominente dort vertreten sind, muss man es einfach nutzen, um ins Gespräch zu kommen und zu bleiben. Ich nutze das vor allem auch, um kleine Geschichten zu erzählen. Gerade habe ich zum Beispiel eine Strecke produziert, in der ich ein ganz normales Mädchen im Harpers Bazaar Stil zu einem high fashion model transformiere. Auf diese Story hatte ich über 1000 clicks, was für mich dann eine tolle Werbung ist. Gefreut hat mich auch, dass davon recht viele Männer geklickt haben, obwohl weniger Haut zu sehen war.
BF: Sehen Sie denn einen Unterschied in der Bildsprache zwischen männlichen und weiblichen Fotografen?
Nicole Porubek: Definitiv. Gerade in den sozialen Medien werden von Männern häufig Bilder geteilt, auf denen die Modelle eher unbekleidet sind. Frauen teilen die Bilder, die sie berühren oder wo das Model einen intensiven Blick hat. Die Arbeit mit männlichen Modellen ist dadurch schwieriger, alleine schon ein passendes männliches Model zu finden, das einen tollen Blick und dazu noch einen interessanten Körper hat. Spontan fällt mir da David Beckham mit seiner Kampagne für Unterwäsche ein, wo beides zusammen kommt.
BF: Die Art wie Mode und Menschen online gezeigt werden hat mittlerweile einen starken Einfluß auf viele Menschen.
Nicole Porubek: Ich finde das schon grenzwertig, wenn man youtube Videos sieht, in denen erklärt wird, dass man sich die Lippen aufspritzen soll. Schönheit ist relativ und ich setze mich auch in sozialen Projekten dafür ein, dass man einen Menschen erst kennen lernt, bevor man urteilt. Gerade für Kinder ist dies enorm wichtig und ich finde es toll, wenn man fotografisch etwas bewegen kann und arbeite dann auch gerne honorarfrei.
BF: Wie sehen Ihre nächsten Projekte aus?
Nicole Porubek: Die beste Entscheidung in meinem Leben war, dass ich überhaupt Fotografin geworden bin. Ich habe davor einen Zeitlang beruflich im Büro gesessen und das war gerade auch gesundheitlich überhaupt nichts für mich. Seitdem ist Zeit für mich das schönste Geschenk und das versuche ich meinen Kunden in den Bildern mitzugeben. Erinnerungen in Bildern ist für mich das Schönste überhaupt. An materielle Dinge erinnert man sich nicht lange, aber Bilder bleiben und oft sind Empfindungen damit verknüpft. Es ist für mich eine Herzensangelegenheit, etwas fotografisch zu hinterlassen. Ich arbeite in diesem Jahr vor allem darauf hin, in möglichst großen Magazinen meine Ideen und Bilder zeigen zu können. Wichtig ist für mich aber immer auch, ein Ziel zu haben und zu wissen, was man bildlich und inhaltlich sagen möchte. Ohne das funktioniert die Arbeit im freiberuflich, kreativen Bereich für mich nicht. Auch eine emotionale Verbundenheit mit dem Auftraggeber aufzubauen und ein Foto zu entwickeln, was Emotionen zeigt, ist mir sehr wichtig. Privat möchte ich natürlich auch viel Zeit mit meiner Familie verbringen.
BF: Wo Sie gerade Ihre Familie ansprechen, wie sieht es da aus, fotografieren Sie sie auch privat regelmäßig?
Nicole Porubek: Ich bin ein Familienmensch und habe recht viele Bilder in meiner Wohnung von meinem Leben und meiner Familie. Meist sind das Urlaubsbilder und Erinnerungen. Und auch wenn das ganz alte Kinderbilder von mir sind, die Erinnerungen an diesen einen Tag kommen beim Betrachten immer wieder hoch und das ist das schöne an Bildern. Sie erhalten Emotionen der Vergangenheit.
Mehr Arbeiten von Nicole Porubek findet man auf Ihrer Internetseite oder in Ihrem BF Profil
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