"Schwarz-weiß Fotos wirken oft besser" - Im Gespräch mit dem Fotografen Claus Bergmann
BF: Hallo Herr Bergmann, Sie arbeiten seit über 30 Jahren als Fotograf. Gibt es von all Ihren Shootings eines, das Ihnen nachhaltig im Gedächtnis geblieben ist?
Claus Bergmann: Es gab einmal ein Shooting auf einem alten Güterbahnhof. Ich lag zwischen lauter kaputten Brettern vor dem Model, um den Frauen noch längere Beine zu zaubern. Es dauerte nicht lange, bis sich in all dem Dreck ein Nagel durch die Hose gebohrt hatte, ein schmerzhaftes und einprägsames Erlebnis. Die Hose war zerrissen, aber immerhin war es für das Model ziemlich amüsant.
BF: Was bieten Sie Ihren Kunden noch, außer vollen körperlichen Einsatz?
Claus Bergmann: Ich finde es wichtig, das ich ein kreatives Mitspracherecht habe. Also meine Meinung und Erfahrung beratend einbringen kann. Gerade im Sportbereich funktionieren nicht alle Aufnahmen so, wie sie sich ein Marketingmitarbeiter ausdenkt. Ein Aktionfoto von einer Volleyballmannschaft mit 12 Spielerinnen zu machen funktioniert zwar als Composing in Photoshop, aber alle 12 Profisportlerinnen auf einmal zu kriegen, ist sehr schwer und so ein Objektiv gibt es nicht.
BF: Haben Sie einen Fotografen, dessen Bilder sie besonders mögen?
Claus Bergmann: Oft bleibe ich an Fotos von Peter Lindbergh hängen. Die schwarz-weiß Fotografien aus dem Buch “On Street” inspirieren auch meine eigenen Arbeiten. Ich mag, dass die damaligen Supermodels irgendwo auf New Yorker oder Berliner Straßen mitten unter “normalen” Menschen stehen und fast aussehen wie “normale” Menschen, sich nur durch ihre unglaubliche Präsenz unterscheiden. Er hat sie als Menschen mit Charakter und Identität fotografiert, als Subjekte und nicht wie Objekte. Dieses Buch diente mir vor 9 Jahren als Anregung für die Portraits von den Politikern Ole von Beust, Michael Naumann und Gregor Gysi, die ich im Zuge des Hamburger Wahlkampf fotografiert habe. Ich habe damals Gregor Gysi von oben in einer alten, rauchigen Fabrikhalle fotografiert. Man sieht gar nicht mal sein Gesicht, aber der Betrachter des Fotos weiß sofort, um wen es sich handelt. "A picture tells a story" sollte das Motto sein!
Nach wie vor fotografiere ich gerne in schwarz-weiß. Unsere Welt ist voll von Farbe, aber schwarz-weiß Bilder haben durch die Reduzierung oft eine viel größere Wirkung. Ich lasse auch heute noch Bilder schwarz-weiß ausbelichten und zeige sie meinen Kunden, wenn ich denke, dass das eine bessere Wirkung hat.
BF: Wie sind Sie eigentlich zur Fotografie gekommen?
Claus Bergmann: Ich war mit Papas Kamera an der Alster und habe mich sogar getraut zwei schöne Mädels, die an der Alster saßen, zu fragen, ob ich sie fotografieren könnte, was die beiden zu meinem Glück erlaubten. Meine ersten Nachtaufnahmen habe ich allerdings meist falsch belichtet. Ich habe dann einfach bei PPS im Kreativbunker in Hamburg einen Laboranten gefragt, wie ich es besser machen kann. Im selben Gebäude hatten auch Fotografen ihre Studios und bei Volker Krieger habe ich einfach gefragt, ob ich bei ihm lernen kann. Als Fotoassistent habe ich dann erst einmal die Grundlagen gelernt und von da an neben Sportfotos immer auch viele Werbe- und Imagefotos für Sponsoren gemacht, u.a. für den Hamburger Sport-Verband, die Fa. Karstadt Sports, die Holsten-Brauerei - und das ist auch heute noch so.
BF: Was mögen Sie an Ihrem Beruf eigentlich so gern?
Claus Bergmann: Es gibt immer wieder Herausforderungen, Kunden kommen und gehen, mal läuft es gut und mal nicht so sehr, aber es ist und bleibt immer ein kreativer und dynamischer Job. Das mag ich nach wie vor sehr, sehr gern.
BF: Vielen Dank, Herr Bergmann, für das Interview.
Weitere Bilder von Claus Bergmann findet man auf seinem BF Profil oder seiner Internetseite.
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