“Fotografieren ist nie einfach nur ein Job” - Fotografin Lisa Jureczko
BF: Hallo Frau Jureczko, Sie arbeiten im Mode- und Kunstbereich, wie sind Sie eigentlich zur Fotografie gekommen?
Lisa Jureczko: Ich habe einfach aus Spaß angefangen zu fotografieren, wollte mich kreativ austoben und habe mit Freunden viel ausprobiert. Technisch habe ich mir dann alles selbst beigebracht. Professionell wurde es erst Anfang 2015, als ich dann wirklich begonnen habe, mich auf Modefotografie zu fokussieren. Ich habe angefangen, intensiv mit Designern und Agenturmodels zusammenzuarbeiten.
BF: Was reizt Sie an Modefotografie?
Lisa Jureczko: Ich habe mich von Anfang an auf Menschen- und Portraitfotografie spezialisiert. Ein Bekannter hat mich dann auf eine Fashion-Show der Akademie für Mode & Design Düsseldorf mitgenommen. Dort habe ich viel im Backstage-Bereich fotografiert. Damit fing dann alles an. Ich habe gemerkt, dass es das ist, worauf ich mich konzentrieren möchte, denn in diesem Bereich kann ich mich persönlich und fotografisch verwirklichen.
BF: Und was ist so verlockend an dieser Modebranche?
Lisa Jureczko: Ich mag die Zusammenarbeit mit anderen Kreativen sehr gern. Verschiedene kreative Persönlichkeiten, die mich immer wieder zu neuen Projekten inspirieren. Das ist es. Das reizt mich am meisten an der Modefotografie. Die Modebranche ist schnelllebig und hart umkämpft. Aber wenn man das wirklich machen möchte, muss man dranbleiben, auch wenn es schwierig ist. Man muss sich kontinuierlich weiterentwickeln, Kontakte knüpfen und darf sich nicht unterkriegen lassen von dem harten Ton oder den Absagen. Die harte Konkurrenz ist natürlich da, aber die herrscht in allen Bereichen der Fotografie, egal, ob ich Hochzeiten fotografiere oder Produkte oder eben Mode. Einen Haken hat jede Spezialisierung.
BF: Sie bieten Retusche und Modefotografie auf Ihrer Webseite an. Wie kommt es zu dieser Kombination?
Lisa Jureczko: Ich habe mich durch das Retuschieren meiner eigenen Strecken auf dem Gebiet stark weitergebildet und biete das als Service anderen Fotografen an. Retusche ist letztlich ja immer ein wichtiger Teil in der Modefotografie.
BF: Worauf achten Sie bei Ihren Bildern?
Lisa Jureczko: Emotionen zu transportieren und mit außergewöhnlichen Perspektiven zu arbeiten ist mir wichtig. Ich versuche auch verstärkt eine Message zu transportieren. Wenn der Kunde ein klassisches Look-Book wünscht, setze ich das natürlich um. Bei meinen eigenen Projekten hingegen, will ich den Betrachter tiefgründiger berühren. Er soll sich emotional in den Mode- oder Portraitaufnahmen wiederfinden. Ich möchte mehr tiefgründiges Storytelling in der People- und Fashionfotografie. Ich arbeite gerne kreativ und wenn ich eine Strecke fertig produziert habe, fallen mir gleich 10 neue Ideen für Projekte ein. Mein Antrieb ist dieses kreative Arbeiten. Das erfüllt mich auch auf einer einer persönlichen Ebene. Gerade die Zusammenarbeit mit meinem festen Team treibt mich voran und ist mir besonders wichtig. Wenn es dann zu kommerziellen Produktionen über die freien Arbeiten hinaus kommt und ich davon leben kann, ist das optimal.
BF: Das hört sich recht reflektiert und besonnen an. Gibt es auf Shootings etwas, was auch mal richtig schief läuft?
Lisa Jureczko: Was mich immer mal wieder fast in den Wahnsinn treibt, ist der Mangel an Kommunikation. Wünsche, die während des Shootings nicht geäußert werden, können im Nachhinein schlecht erfüllt werden. Wenn ich bei einer Session ein Lookbook shoote und im Nachhinein zusätzlich Detailaufnahmen gewünscht werden, ist das echt blöd gelaufen. Unzuverlässigkeit ist ein Faktor, der immer wieder vorkommt und mich dann beim kreativen Arbeiten ausbremst. Das sind zwei Dinge, mit denen ich weder auf beruflicher, noch auf privater Ebene klarkomme.
BF: An welche Jobs erinnern Sie sich gern?
Lisa Jureczko: Das sind die Strecken, die ich mit meinen festen Team - der MakeUp Artist Anna Hoppe und dem Stylisten Yannic Hohaus - umgesetzt habe. Wir harmonieren und denken auf kreativer Ebene gleich. Deshalb liegen mir diese Projekte am Herzen und machen mir am meisten Spaß. Wir haben uns zusammen weiterentwickelt in unseren jeweiligen Bereichen innerhalb des letzten Jahres und das ist schön zu sehen.
BF: Wann ist ein Bild besonders für Sie?
Lisa Jureczko: Wenn das Foto eine Geschichte transportiert, die jeder Betrachter für sich, individuell aufgrund seiner eigenen Erfahrungen und Eindrücke, erfährt. Oder natürlich wenn ein Foto eine Stimmung transportiert.
BF: Welche Leidenschaften haben Sie außer der Fotografie?
Lisa Jureczko: Ich studiere gerade zusätzlich Kunstgeschichte und Archäologie. Letzteres ist die Erfüllung eines Kindheitstraumes. Ich kann mir gut vorstellen, in diesem Bereich tätig zu sein, aber auf jeden Fall in der Kombination mit der Fotografie. Ich arbeite bereits mit Auktionshäusern zusammen, und möchte mich auch mit Museen und Galerien gezielt vernetzen.
BF: Was können Kunden von Ihnen erwarten?
Lisa Jureczko: Zuverlässigkeit, Ehrgeiz, Unterstützung und vor allem Teamarbeit. Ich sehe mich nicht als Einzelgänger, sondern als Teamplayer. Ich versuche das Team zu unterstützen, egal ob es freie Projekte oder Kundenaufträge sind.
BF: Können Sie jungen Menschen einen Erfolg versprechenden Weg in die Fotografie empfehlen?
Lisa Jureczko: Alles hat seine Vor- und Nachteile. Ich bin ja selbst Quereinsteigerin. Ich finde, dass man sich so gut es geht fortbilden sollte und sich von Rückschlägen nicht allzu sehr beeinflussen lassen sollte. Sich im Team weiterentwickeln ist bei mir sehr wichtig - mit und durch die anderen wachsen. Egal in welchem Bereich man tätig ist, finde ich es wichtig mit Menschen zusammenzuarbeiten, mit denen man auf einer Wellenlänge ist. Zudem gibt es viele Organisationen, die junge Leute unterstützen bei Ausstellungen. Diese Chancen sollte man nutzen. Ich hatte zum Beispiel eine meiner ersten Ausstellungen während des ARTIG Festivals hier in Düsseldorf. Die fördern junge, talentierte Künstler. Wer Mode fotografieren will, dem empfehle ich - sobald er oder sie einen gewissen Standard in seinem Portfolio erreicht hat - früh in Kontakt mit Magazinen und Modeschulen zu treten.
BF: Sehen Sie sich eigentlich eher als Handwerker oder als Künstlerin?
Lisa Jureczko: Bei freien Arbeiten ist der künstlerische Aspekt auf jeden Fall im Vordergrund. Kundenaufträge im Werbebereich gehören für mich nicht unbedingt in den künstlerischen Bereich. Es sei denn, es geht um kreative Kundenanfragen, dann kann ich mich natürlich auch künstlerisch ausleben. Ich stecke viel Herzblut in jede Arbeit und es ist nie einfach nur ein Job.
Weitere Bilder von Lisa Jureczko gibt es auf ihrem BF Profil oder ihrer Internetseite
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