die Fotografen Ausbildungsordnung wird neu gefasst
Am 13. Januar tagen in Köln die mit der Neuordnung der Ausbildungsordnung für Fotografen befassten Gremien
des Centralverbandes Deutscher Berufsfotografen (276 Mitglieder).
Sie wollen die bestehende Ausbildungsordnung modernisieren und den sich veränderten technischen Vorgaben anpassen.
Der handwerkliche Ausbildungsberuf Fotograf/Fotografin ist hoch gefährdet: Noch im Jahr 2000 stellten 30% der ca. 4000 ausbildungsberechtigten Betrieben immerhin über 1.200 Ausbildungsplätze zur Verfügung.
Mitte 2005 existierten 5.379 Fotografenbetriebe in der BRD von denen ca. 4.600 ausbildungsberechtigt waren. Das Ausbildungsangebot schrumpfte auf 15% der Betriebe und ca. 720 Ausbildungsplätze pro Jahr.
Die Frage ist, ob dieser Verband unter diesen Umständen eine solche Aufgabe überhaupt noch stemmen kann. Mit 276 Mitgliedern repräsentiert der CV nur noch 5,1% aller ausbildungsberechtigten Betriebe. Das ist ihm sicher nicht zum Vorwurf zu machen, er ist nicht der einzige Verband, der in den letzten Jahren einen rapiden Mitgliederschwund und eine ständig sinkende Zahl von engagementbereiten Mitstreitern verzeichnen musste.
Es ist auch nicht sinnvoll, zurück zu schauen und nach den Gründen zu suchen, warum von einst über 1.500 Mitgliedsbetrieben heute nur noch 276 vorhanden sind.
Eine ernsthafte Überlegung sollte es allerdings wert sein, ob man hier nicht einfach "das Handtuch werfen" sollte.
▪ Die Handwerkskammern, denen dieser Beruf zugeordnet ist, haben schon vor 20 Jahren versäumt, interne Restrukturierungsmaßnahmen einzuleiten und ihre Tätigkeitsfeld mehr in den Dienst ihre (Zwangs-) Mitglieder zu stellen, anstatt auf bequemen Posten dahin zu dämmern.
▪ Die Bildungspolitik der letzten Jahrzehnte hat nicht stattgefunden - jedenfalls nicht auf der Ebene, auf der handwerkliche Ausbildung stattfindet.
Die Schulpolitik, soweit sie Berufsschulen betrifft, ist hilf- und ratlos.
▪ Die Hau-Ruck-Aktionen (so z.B. die Änderung der Handwerksordnung und die Schröder-Regelung, das auch ausbilden darf, wer selber nicht ausgebildet ist) der letzten Regierung haben an der Gesamtsituation nichts ändern können - schlimmer, sie haben die Ausbildungsbereitschaft der kleinen Betriebe nachhaltig lahmgelegt.
Das alles sind Brocken, die auch ein Verband mit weniger hausgemachten Schwierigkeiten letztlich kaum überstehen kann.
Und all das in einer Welt, in der die Gier nach Fotos, nach Bildern, Jahr für Jahr um mehr als 10% wächst! In einer Welt, in der gerade riesige Fortschritte auf dem Gebiet der Fotografie gemacht werden.
Niemand soll jetzt kommen und die These vertreten, dass handwerkliche fotografische Ausbildung schlecht, überflüssig oder unwert sei.
Wer das behauptet, der schaue sich die Gewinner so genannter Awards der Fachhochschulabsolventen oder der Universitäts-Absolventen der fotografischen Fachrichtungen an: Verglichen mit den Arbeiten, die Auszubildende des Handwerks in ihrer Gesellenprüfung vorlegen müssen, halte ich es lieber mit dem Handwerk und einer Feststellung von Auguste Rodin (Das Testament): "Übet unaufhörlich. Ihr müsst Euch an das Handwerk gewöhnen. Die Kunst ist nur Gefühl. Aber ohne die Wissenschaft von den Körpern, den Verhältnissen, den Farben, ohne die Geschicklichkeit der Hand bleibt das lebendigste Gefühl gelähmt."
07.12.2006, Mike Biedermann