Die Ergebnisse der Jahresumfrage 2020/2021 - Teil 1/8
Die Jahresumfrage 2020/2021 ist ausgewertet und wir werden in den nächsten Tagen die Ergebnisse in acht Artikeln vorstellen. Die bei uns eingetragenen Fotografen bekommen ein Exemplar automatisch als PDF geschickt. Darüber hinaus gibt es auch in diesem Jahr eine gedruckte Version, die wir Ihnen gerne schicken. Schicken Sie uns dazu einfach eine Mail mit Ihrer Postadresse.
Schaut man auf 2020 zurück wird deutlich, dass das letzte Jahr alle professionellen Fotografen vor völlig neue Herausforderungen gestellt hat und war wirtschaftlich so gut wie unkalkulierbar war.
Die andauernden Beschränkungen trafen Fotografen im Privatkundengeschäft, wie auch die Fotografen, die im Unternehmenskundenbereich aktiv sind. Events und Messen wurden abgesagt, Hochzeiten verschoben, oder nur noch im engsten Kreis begangen. Die meisten potentiellen Auftraggeber agierten seit dem Beginn von Corona verhalten, wenn es um die Beauftragung von Dienstleistern geht.
Covid-19 hatte somit starke Auswirkungen auf die Fotografie im Jahr 2020. Vor allem die Unplanbarkeit führte zu einer großen Unsicherheit unter den Fotografen und Auftraggebern.
Und auch wenn sich die Lage nach einem fast völligen Stillstand im Frühjahr ab Juni wieder etwas entspannt hat, haben fast alle Fotografen deutliche Umsatzeinbußen auf das Gesamtjahr 2020 erlitten, die auch in 2021 andauern werden.
Der Fokus dieser Jahresumfrage liegt somit auf den wirtschaftlichen Auswirkungen der Coronakrise. Diese wirkt sich auf all die Fotografen besonders stark aus, die hohe laufende Kosten haben. Wer gewohnt ist im Homeoffice zu arbeiten ist derzeit genauso im Vorteil, wie die Fotografen, die in mehreren Arbeitsbereichen tätig sind und sich der Situation somit flexibler zeitnah anpassen können.
Im Laufe des Jahres haben viele Fotografen versucht, sich möglichst gut an die neuen Herausforderungen durch Covid-19 anzupassen. Auch wurden die Hilfen der Bundesregierung dankbar angenommen.
Inwieweit diese Hilfen einen Umsatzrückgang auffangen konnten, wird in den Grafiken sichtbar.
Teil 1/8 der Jahresumfrage 2020/2021 - Wie groß sind die Auswirkungen von Corona auf die Fotografen?
Wir haben hier gefragt, wie stark die Coronaauswirkungen auf den eigenen Arbeitsbereich sind, sowie was Fotografen denken, wie stark die Auswirkungen auf Kollegen sind.
Über 60% der Fotografen gaben in der Jahresumfrage an, dass sie stark oder sehr stark von den Auswirkungen durch Corona betroffen sind. Und nur 15% der Fotografen gaben an, wenig oder kaum von den Auswirkungen von Corona betroffen zu sein.
Wir hatten zudem gefragt, wie stark die Auswirkungen auf Fotografenkollegen sind. Hier zeigt sich, dass die meisten Fotografen zwar angaben, sehr stark betroffen zu sein, sie ihre Kollegen hingegen aber eher nur als „stark” betroffen ansehen. Nimmt man „stark” und „sehr stark” zusammen, halten die Fotografen die Kollegen dennoch für deutlich stärker betroffener als sich selber (71% zu 60%). Die allgemeine Stimmung scheint somit etwas dramatischer wahrgenommen zu werden, als die eigene persönliche Lage eingeschätzt wird.
Wie viele Auftragsstornierungen hatten Fotografen durch Corona?
In unserer Coronaumfrage im April 2020 hatten 73% der Fotografen angegeben, „sehr viele” Auftragsstornierungen aufgrund von Corona zu haben. In der Umfrage Ende 2020 ist dieser Wert mit 42% deutlich geringer, was auf eine Entspannung der Lage deuten lässt.
Dass im April lediglich 5% der Fotografen keine Stornierungen hatten und dieser Wert jetzt bei 11% liegt, ist ähnlich zu erklären. Die Vergangenheit wird, aus der Gegenwart heraus betrachtet, als weniger dramatisch angesehen.
Wie viele Zahlungsausfälle hatten Fotografen durch Corona?
Zahlungsausfälle sagen etwas über die wirtschaftliche Gesamtsituation aus, also über Liquiditätsengpässe im beauftragenden Unternehmen oder über knappe Reserven bei Privatpersonen, wie zum Beispiel durch Kurzarbeit verursacht. Hier zeigt sich die Lage derzeit recht entspannt. Sollten sich die wirtschaftlichen Auswirkungen verstärken, wird sich dies mit einem zeitlichen Versatz sicherlich in einigen Monaten ändern.
Wie viele längerfristige Verträge wurden gekündigt?
Ähnlich wie bei den Zahlungsausfällen gab es beim überwiegenden Teil der Fotografen keine Kündigungen von Rahmenverträgen oder von längerfristig angelegten Aufträgen. Unternehmen scheinen somit zwar verhalten im Abschluss neuer Verträge zu sein, halten aber überwiegend an den bestehenden Verträgen fest.
Wie viele Auftraggeber wollten in 2020 die Preise wegen Corona drücken?
Auch hier scheint Corona keine größeren Auswirkungen zu haben. So hatten lediglich 8% sehr viele Kunden, die den Preis der fotografischen Leistung mit dem Hinweis auf Corona drücken wollten. Im Gegensatz dazu hatten 78% „wenig” oder „keine” Kunden, die Preise drücken wollten. Dies passt auch zu dem Chart mit den Zahlungsausfällen. Derzeit sind die gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen somit noch verhalten
Wie häufig wurden Aufträge verschoben?
Es zeigt sich, dass Aufträge in der derzeitigen Situation eher abgesagt werden (vergl. Chart Seite 6), als verschoben werden (34% „sehr oft”). Sicherlich hat dies mit der Unplanbarkeit zu tun, wann der jeweilige Auftrag sicher durchgeführt werden kann. Auch können viele dieser Jobs, gerade im Bereich Events oder Feiern, nicht nachgeholt werden und somit sind diese Umsätze für Fotografen verloren.
Wie schätzen Fotografen die Lage im Vergleich zum Anfang der Coronakrise ein?
Unter den Fotografen scheint es in dieser Frage zwei Lager zu geben. Bei einem Teil der Fotografen hat sich die Situation wieder etwas beruhigt, bei dem anderen Teil ist sie noch deutlich schlechter geworden als zu Anfang der Krise. Dies kann daran liegen, dass einige Arbeitsbereiche in der Fotografie von den Auswirkungen von Corona weniger betroffen sind als andere.
Möglich ist auch, dass es einigen Fotografen gelungen ist, die Geschäftsbereiche zu verlagern oder anzupassen. Sei es, dass sie vermehrt in Bereichen tätig sind, in denen es wenig Personenkontakt gibt, oder zum Beispiel anstelle einiger großen Hochzeitsreportagen im Monat viele kurze Standesamttermine fotografieren. Nicht verändert hat sich die Auftragslage seit dem Beginn von Corona lediglich bei 15% der Fotografen.
Wie haben sich die Umsätze 2020 im Vergleich zu 2019 verändert?
Im Chart sehen wir den durchschnittlichen Umsatz im Jahr 2020 im Vergleich zum Vorjahr. Bei den meisten Fotografen lag der Tiefpunkt in den Monaten April bis Juni mit einer langsamen Erholung der Situation zum 4. Quartal.
Wir hatten die Fotografen im April schon einmal zu den Umsätzen befragt. Im Februar hatten über 50% noch ganz normale Umsätze, im April hatte eine ähnlich große Anzahl Fotografen so gut wie keine Umsätze.
Welche finanziellen Belastungen haben die Fotografen?
Die größten Posten bei Fotografen sind meist die Miete des Fotostudios, des Ladengeschäftes oder Büros. Glücklich kann sich somit derzeit schätzen, wer aus dem Homeoffice heraus arbeitet. Dies ist bei über 40% der Berufsfotografen der Fall.
Ein weiterer Posten sind Angestellte. Hier kommt den Fotografen zu gute, dass sie meist Einzelkämpfer sind. Lediglich 13% haben einen oder zwei Teilzeitangestellte.
Wie hoch sind die betrieblichen finanziellen Belastungen im Monat?
Rechnet man alle Kosten zusammen, haben die meisten Fotografen eine finanzielle Belastung in Bezug auf betriebliche Aufwendungen von maximal 1500-2000€ im Monat. Realistisch dürften die reinen betrieblichen Kosten oft noch darunter liegen.
Wie lange können Fotografen in der derzeitigen Auftragslage finanziell überleben?
In unserer Umfrage im April 2020 war die Anzahl der Fotografen, die mit Geldern vom Privat- oder Firmenkonto länger als 12 Monate überstehen können, deutlich geringer als jetzt Anfang 2021.
Dies mag darauf zurückzuführen sein, dass Fotografen die eigenen betrieblichen Kosten reduziert haben und die zukünftige Umsatzentwicklung wieder etwas positiver gesehen wird.
Gleichfalls hat sich aber leider auch die Anzahl der Fotografen, die weder beruflich noch privat finanzielle Rücklagen haben, auf nunmehr 24% deutlich erhöht. Diese Fotografen sind auf laufende Umsätze angewiesen und stehen unter starkem finanziellen Druck. Unvorhersehbare weitere Belastungen können bei diesen Fotografen schnell gravierende Auswirkungen haben.
Welche Optionen haben Fotografen genutzt, um betriebliche Ausgaben zu reduzieren?
Das Mahnen von offenen Rechnungen, die Reduzierung der Steuervorauszahlungen und der Krankenkassenbeiträge waren häufiger genutzte Ansätze, um Ausgaben in der Coronakrise zu reduzieren.
Was planen Fotografen, wenn sich die Auftragslage nicht deutlich bessert?
Freiberufliche Fotografen haben immer schon eine große Liebe zum Beruf bewiesen, egal, wie es gerade wirtschaftlich läuft. Somit ist nicht verwunderlich, dass über 60% vor allem nach anderen Arbeitsbereichen innerhalb der Fotografie suchen.
Eine Festanstellung können sich nur wenige vorstellen. ALG, Ruhestand und Grundsicherung finden sich im Chart unter „weiteres”. Hier waren Mehrfachnennungen möglich.
Wie viele Fotografen haben die staatlichen Corona Hilfen in Anspruch genommen und wie viel Gelder wurden ausgezahlt?
Knapp die Hälfte der Fotografen hat eine Corona-Unterstützung in Anspruch genommen. Davon mussten 18% die erhaltenen Gelder vollständig oder teilweise wieder zurückzahlen.
Je nach Bundesland wurde unterschiedlich stark geprüft, ob die beantragten und ausgezahlten Gelder nur für betriebliche Ausgaben verwendet wurden. Wenn diese Verwendung nicht nachgewiesen werden konnte, mussten Gelder teilweise oder auch vollständig zurückgezahlt werden.
Vergleicht man die durchschnittliche monatliche finanzielle Belastung durch betriebliche Ausgaben von 1500-2000€ (Chart Seite 10) mit den erhaltenen Hilfen, ist dies nicht verwunderlich. Da viele Prüfungen noch ausstehen, dürfte sich dieser Prozentsatz wahrscheinlich noch etwas erhöhen.
Im Chart zu sehen ist die Höhe der Beträge, die an Fotografen ausgezahlt wurden. Mit 45% hat der größte Teil der Fotografen Mitte 2020 rund 9000€ aus Bundes- und Landesmitteln als Corona Soforthilfe zur Überbrückung erhalten.
Nächste Woche geht es weiter mt Teil 2/8 - Beruf Fotograf / Wie ist die Auftragslage in der Fotografie mit Corona wirklich?
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