"Fotos haben immer eine subjektive Aussage" - Fotograf Knut Stritzke
Im BEST OF 2016 zeigen professionelle Fotografen ihr bestes, persönlichstes oder emotionalstes Foto aus dem letzten Jahr.
Mitgemacht hat auch Knut Stritzke mit einem grafischen Architekturbild.
BF: Hallo Herr Stritzke, Sie haben ein grafisches Bild als Ihr wichtigstes Motiv aus 2016 ausgesucht. Was bedeutet es für Sie?
Knut Stritzke: Eigentlich wollte ich darüber keine Worte verlieren, damit die Intensität nicht verloren geht. Die strukturierte Fläche und der offene Horizont verbunden durch ein Megaphon, symbolisieren für mich einen Wendepunkt vor dem ich immer wieder stehe. Eine Klarheit und Ruhe in der Kommunikation, die ich oft suche. 2016 war ein Wendejahr für mich wie für viele andere Menschen. Es ist ein intensives Bild für mich und das auch über das letzte Jahr hinaus.
BF: Würden Sie sagen, dass diese Art der Fotografie typisch für Sie ist?
Knut Stritzke: In gewisser Weise schon, da es auf den ersten Blick sehr viel Ruhe ausstrahlt, sehr auf das Wesentliche reduziert ist, durch die klare Symmetrie eine Ordnung entstehen lässt. Diese Art der Bildsprache mag ich sehr gern. Bei meinen freien Arbeiten, versuche ich grundlegende Fragen zu stellen, die mir in Bezug auf meine Umwelt wichtig sind. Diese Arbeiten spiegeln mich stark wieder. Bei Auftragsarbeiten muss ich mich natürlich stärker nach den Wünschen der Auftraggeber richten. Der Fokus gerade bei der Unternehmensfotografie liegt natürlich auf positiven Aspekten. Themen, die mich und meine Umwelt betreffen, kann ich dabei schwer einbringen. Dies sind meistens zwischenmenschliche Themen. Dabei geht es um Schwierigkeiten die Menschen nur miteinander lösen können , den Umgang von Menschen mit ihrer Umwelt und die Auswirkungen davon. Das beschäftigt mich vor allem in den freien Arbeiten.
BF: Im Text zu Ihrem Best-of-2016 schreiben Sie sinngemäß, dass es sich bei manchen Fotos wie mit Witzen verhält. Wenn man sie erklärt, gehen sie kaputt.
Knut Stritzke: Ich meinte damit, dass die Pointe leicht verloren gehen kann, wenn man versucht, die Bilder zu erklären. Dann konzentriert sich der Betrachter auf die Worte und lässt sich nicht auf das Motiv ein. Ich finde es aber wichtig, dass jeder ein Bild für sich zu interpretieren versucht. Es gibt einige Künstler, die sehr kreative prägnante Bildunterschriften wählen, damit erklärt sich das Bild dann von selbst und im Sinne des Künstlers.
BF: Wussten Sie im Moment der Aufnahme bereits, dass es ein besonderes Bild für Sie wird oder hat das sich erst später ergeben?
Knut Stritzke: Das Bild an sich war schon konzeptionell erarbeitet, die Vielschichtigkeit des Motivs, da es zu einer schwierigen Zeit in Griechenland entstand, hat sich im Nachhinein ergeben.
BF: Was gefällt Ihnen an der Fotografie?
Knut Stritzke: Ich kann frei meine Richtung in der Fotografie bestimmen. Ich erfahre sehr viel über Menschen und ihre Arbeit und kann hinter die Kulissen schauen. Mir gefällt, dass ich Momente festhalten kann, die sonst wahrscheinlich ungesehen an vielen vorüberziehen. Bilder, die ich im Kopf habe, kann ich anderen Menschen zugänglich machen. Das ist ein Privileg des Fotografen. Es verhält sich wie bei einem Maler, der eine Idee davon hat, was er mit seinem Pinsel ausdrücken möchte, wie und welche Farben er dabei verwenden will. Als Fotograf kann ich auch ein Bild von z.B. einem Menschen entstehen lassen, so wie ich ihn sehe. Ich kann Momente und Geschichten auf einem Foto entstehen lassen. Es ist immer eine subjektive Sichtweise, die ich habe. Das Tolle ist, dass ich diese Sicht der Dinge über die Fotos kommunizieren kann.
BF: Was ist, wenn der fotografierte Mensch nicht mit der Art, wie Sie ihn sehen, übereinstimmt?
Knut Stritzke: Ich unterscheide zwischen den freien Arbeiten und den Aufträgen. Bei einer freien Arbeit wissen die Menschen, dass es meine Arbeit ist und haben nicht die Erwartung, dass ihre Vorstellung im Motiv verwirklicht wird. Bei Aufträgen gibt es mehr Vorgaben und dementsprechend plane ich auch.
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