"Ich zeige, was mich berührt" - Fotograf Sebastian Hornung
Im BEST OF 2016 zeigen professionelle Fotografen ihr bestes, persönlichstes oder emotionalstes Foto aus dem letzten Jahr.
Mitgemacht hat auch Sebastian Hornung mit einem klassischen Portraitfoto einer jungen Frau.
BF: Hallo Herr Hornung, Sie arbeiten recht viel im Bereich People/Portrait, was ist für Sie an diesem Foto das Besondere?
Sebastian Hornung: Ich wollte ein Portrait machen, das nicht banal, sondern stark und aussagekräftig ist. Es sollte das Selbstbewusstsein der Frau widerspiegeln. Oft geht es bei einem Shooting und den Fotos nur um die Kleidung oder das Produkt und die Frau ist quasi eine Statistin und nur Beiwerk. Mir geht es aber um die Persönlichkeit der Personen, die ich fotografiere.
BF: Und wie war dies bei diesem Shooting?
Sebastian Hornung: Entstanden ist es für eine Modelagentur in Mannheim, bei der ich öfter die “new faces” fotografiere. Normalerweise braucht es dann eine gewisse Vorlaufzeit, um gute Bilder zu machen. Eda, das Model auf diesem Bild, kannte ich zwar auch noch nicht und dennoch waren wir sofort auf einer Wellenlänge. Das war ausschlaggebend für dieses harmonische und ausdrucksstarke Bild. Sie hat diesen besonderen, selbstsicheren, selbstbewussten Blick und den wollte ich unbedingt zeigen.
BF: Was ist Ihnen ansonsten wichtig an Ihren Arbeiten?
Sebastian Hornung: Ich mache lieber wenige, dafür aber hochwertige Aufnahmen. Ich will eher wenig zeigen, sodass ein gewisser Spielraum bestehen bleibt, das Geheimnis des jeweiligen Menschen noch bewahrt bleibt.
Möglichst viele Bilder in unterschiedlichen Posen sind nicht meine Arbeitsweise. Diese Bilder sagen oft einfach nichts aus und solche Aufnahmen versuche ich von vornherein zu vermeiden. Stattdessen zeige ich, was mich berührt und anspricht.
BF: Wie entdecken Sie die besondere Seite eines Menschen auf Ihren Shootings?
Sebastian Hornung: Dazu gehört eine gewisse Menschenkenntnis und psychologisches Fingerspitzengefühl. Wenn ich hinter der Kamera verschwinde, verschließt sich der Mensch. Dann haben die Frauen nicht den Gesichtsausdruck, den man vorher im Gespräch gesehen hat. Nur wenn man miteinander redet, entsteht ein authentisches Lächeln. Bei Eda, dem Modell hier, hat es gepasst.
Oft lasse ich die Kamera auch einfach auf dem Stativ, sodass ich den Auslöser nur mit dem Finger bedienen muss. Denn dann kann ich mit den Menschen direkt interagieren. So entsteht dann das bessere Bild.
BF: Was macht Ihnen eigentlich besonders viel Spaß an Ihrem Beruf?
Sebastian Hornung: Ideen und Träume in Bildern für andere auszudrücken, sie anderen zu zeigen und nicht darüber zu sprechen und dabei herauszufinden, wer schnell das Thema des Bildes, die Quintessenz versteht, finde ich spannend.
Ich habe schon sehr früh mit der Fotografie begonnen und schon damals bemerkt, dass ich viel mit meinen Augen wahrnehme, viel beobachte, wie sich Menschen verhalten, wie sich ein Baum biegt, wie Straßenzüge gestaltet sind, wie Obst auf dem Markt aufgebaut wird. Die Kamera ist mittlerweile mein Werkzeug geworden mit dem ich alles, was ich gesehen habe, festhalten kann.
BF: Und was ist Ihnen persönlich im Beruf wichtig und an Ihrer Art zu arbeiten?
Sebastian Hornung: Das Persönliche ist mir wichtig, dass ich nicht nur der Fotograf bin, sondern Sebastian. Gut mit Menschen können, Barrieren brechen, das ist mir alles sehr wichtig.
Gerade absolviere ich auch den Fotografenmeister und ich bin eigentlich nie zufrieden mit meiner Arbeit. Ich möchte jedes geschossene Bild noch einmal und vor allem besser machen. Ich würde nie von einem Foto, das ich gemacht habe, sagen: “Das ist gut.” Und das motiviert mich und treibt mich immer an.
Model: Eda
Fotograf: sebastianhornung.com
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