Corona Auswirkungen auf Fotografen - Die Umfrageauswertung
In der zweiten Aprilhälfte die Berufsfotografen in Deutschland zu den Auswirkungen von Corona auf ihre Arbeit als Fotograf befragt.
Kurz zusammengefasst: Bei fast allen Fotografen gab es massive Einschnitte und fast die Hälfte der Fotografen hatte im April sogar überhaupt keinen Umsatz. Hält dieser Zustand weiter an, reichen die Rücklagen der meisten Fotografen nur noch wenige Wochen. Mehr als 40% der Fotografen hat staatliche Zuschüsse beantragt und zu 99% auch bereits erhalten. Somit hat die schnelle Auszahlung der staatlichen Soforthilfen etwas Unterstützung gebracht.
Für das Jahr 2020 haben die meisten Fotografen Ihre Umsatz- und Gewinnerwartungen stark nach unten korrigiert. Verlorene Umsätze werden sich nach der Meinung vieler Fotografen nicht mehr aufholen lassen.
Wie stark die Auswirkungen letztlich wirklich sein werden, wird davon abhängig sein, wie schnell es Lockerungen in Bezug auf die Abstandsregeln und Einschränkungen geben wird und wann Fotografen ihrer Arbeit wieder nachgehen können.
Kommen wir zu den Ergebnissen der Umfrage unter den Berufsfotografen in Deutschland:
In welchen Arbeitsbereichen sind die befragten Fotografen tätig?
Auch wenn die Fotografen in ganz unterschiedlichen Bereichen tätig sind, sind doch fast alle von den Corona Auswirkungen betroffen. Zwar gibt es Bereiche wie die Produkt- und Architekturfotografie, in denen es etwas einfacher ist die Abstandsregeln einzuhalten, doch machen diese nur einen kleinen Teil im Spektrum der Fotografie aus.
In vielen der anderen Bereiche hingegen lässt sich ein enger Kontakt mit Menschen schwer vermeiden. So sind People / Modeaufnahmen, Hochzeitsfotografie, Schulfotografie, Messe- oder Eventfotografie derzeit kaum möglich.
Wie viele Auftragsstornierungen gab es bis Ende April durch Corona?
Nicht verwunderlich sind angesichts der Ausgangs- und Abstandsbeschränkungen die vielen Auftragsstornierungen. Nur ein Teil dieser Aufträge wird später nachgeholt werden und somit sind diese Stornierungen oft mit Ausfällen gleichzusetzen.
Wie hat sich der Umsatz durch Corona von Februar bis April verändert?
Wir haben gefragt, wie viel Umsatz den Fotografen in den Monaten Februar, März und April hatten. 100% sind hier als der Umsatz gedacht, den ein Fotograf normalerweise in dem jeweiligen Monat hat.
Die Entwicklung ist eindeutig: Wo im Februar noch alles in Ordnung war, zeichnete sich im März die Krise schon ab. Im April kannte dann knapp die Hälfte der Fotografen überhaupt keinen Umsatz mehr.
Welche finanzielle Belastungen haben die Fotografen?
Die größten Posten sind meist die Miete des Fotostudios, des Ladengeschäftes oder Büros. Glücklich kann sich somit derzeit schätzen, wer aus dem Homeoffice heraus arbeitet. Dies ist bei über 40% der Berufsfotografen der Fall.
Ein weiterer Posten sind Angestellte. Hier kommt den Fotografen zu gute, dass sie meist Einzelkämpfer sind. Lediglich 13% haben einen oder zwei Teilzeitangestellte. Angestellte in Vollzeit haben lediglich 8% der Berufsfotografen.
Wie hoch sind die betrieblichen finanziellen Belastungen im Monat?
Rechnet man alle Angaben zusammen, haben die meisten Fotografen eine betriebliche finanzielle Belastung von maximal 1500-2000€ im Monat. Realistisch dürften die reinen betrieblichen Kosten oft noch darunter liegen.
Wie lange können Fotografen diese Auftragslage finanziell überleben?
Über 60% der Fotografen können aus betrieblichen Rücklagen maximal zwei Monate einen Umsatzeinbruch wie diesen überleben. Mit den privaten Rücklagen sieht der Puffer etwas besser aus. Länger als ein halbes Jahr können aber auch hier nur 23% überstehen.
Wie sieht die Umsatzerwartung der Fotografen für 2020 aus?
Ohne Corona schätzen die Hälfte der Fotografen ihren Jahresumsatz auf 30-40.000€. Mit den derzeitigen Auswirkungen liegt die Prognose der Fotografen nur noch bei der Hälfte. Auch hier spielt die Unsicherheit eine große Rolle und entscheidend wird sein, wann man zum Tagesgeschäft zurückkehren kann.
Alarmierend ist hier der starke Rückgang von 14% auf 1% im Bereich der Fotografen, die einen Umsatz von über 100.000€ in 2020 erwartet hatten.
Was planen Fotografen wenn die Auftragslage sich nicht bessert?
Falls die Einschränkungen länger andauern und die Rücklagen aufgebraucht sind, müssen andere Wege gefunden werden, um den Lebensunterhalt zu verdienen. 29% der Fotografen können sich vorstellen, den Beruf zu wechseln. Zuerst allerdings will die Mehrzahl versuchen, innerhalb der Fotografie nach Verdienstmöglichkeiten zu suchen.
Wie viele neue Jobanfragen gab es in den letzten Wochen?
Wenn eine große Unsicherheit herrscht, planen in der Regel weder Unternehmen noch private Kunden längerfristig. Somit ist nicht verwunderlich, dass es bei den meisten Fotografen gerade kaum neue Jobanfragen gibt.
Wie viele Fotografen haben die staatlichen Corona Zuschüsse beantragt?
Eine schnelle und unbürokratische Hilfe, um Zahlungsengpässe bei betrieblichen Kosten zu überbrücken, sind die staatlichen Corona Zuschüsse.
Hier haben überraschend viele Fotografen sowohl die Bundes- als auch die Landesmittel in Anspruch genommen.
Das Mahnen von offenen Rechnungen, die Reduzierung der Steuervorauszahlungen und der Krankenkassenbeiträge waren weitere häufiger genutzte Ansätze, um Ausgaben zu reduzieren.
Wie zufrieden sind Fotografen mit den staatlichen Zuschüssen?
Mit den staatlichen Zuschüssen sind die Fotografen: Derzeit gibt es eine hohe Zufriedenheit mit den staatlichen Zuschüssen und der schnellen Auszahlung. Lediglich 1% der Fotografen gab an, dass ihr Antrag abgelehnt wurde.
Wie finden Fotografen die Einschränkungen, Abstandsregeln und Auflagen grundsätzlich?
Die Zufriedenheit spiegelt sich also auch hier wieder. Trotz der enormen Auswirkungen und finanziellen Einbußen herrscht ein großer Konsens darüber, dass die Einschränkungen sinnvoll und angemessen sind.
Welche Schlüsse kann man aus den Daten und der jetzigen Situation ziehen?
Die Auswirkungen auf professionelle Fotografen sind derzeit enorm und eine riesige Belastung. Einige Tage werden die meisten Fotografen die Verdienstausfälle noch mit Rücklagen auffangen können. Dauern die Beschränkungen bis in den Sommer, wird es für viele existenzbedrohend.
Somit hängt alles davon ab, wie schnell die Arbeit als Fotograf wieder möglich sein wird und ob jeder Fotograf für sich einen Weg findet, vorübergehend auf andere Art und Weise seine Lebensgrundlage zu sichern. Notfalls bietet sich die das vereinfachte Verfahren der ALG II Grundsicherung an, bis die fotografische Arbeit wieder möglich sein wird.
Bis dahin bleibt nur, die Zeit möglichst sinnvoll zu nutzen, offene Rechnungen einzufordern, vielleicht das Archiv zu vermarkten oder sich Gedanken zu machen, wie man sich nach dem Ende der Beschränkungen im Markt positionieren möchte und wie man neue Kunden akquirieren kann. Denn irgendwann wird es irgendwie weitergehen. Diese Zwangspause möglichst sinnvoll zu nutzen und Chancen zu suchen, ist die Herausforderung, vor der alle Fotografen jetzt stehen.
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