Camera Woman - das neue Lifestyle-Fotografiemagazin für Frauen
“Warum gibt es eigentlich kein Fotomagazin für Frauen?” Diese Frage stellte sich Jürgen Lossau, Mitglied im DGPh und Herausgeber des Fotomagazins “Camera” und gründete jetzt mit “Camera Woman” ein Magazin für weibliche Fotografieinteressierte. Im Vorwort der ersten Ausgabe stellt er dann auch gleich die Frage: “Muss das sein?” - Wir haben uns das Magazin mal angesehen.
Die Herausgeber sind sich sicher, dass Frauen ein zunehmend stärkeres Interesse an der Fotografie haben, aber dennoch nicht gerne an die Regale mit den Fotozeitschriften gehen. Nur 10% der Käufer von Fotomagazinen seien weiblich, obwohl generell 60% der Zeitschriften von Frauen gekauft werden.
Daraus folgern die Macher des Magazins, dass Frauen Fotomagazine lesen würden, wenn man Ihnen diese in lifestyleaffiner Aufmachung zwischen Brigitte und Vogue präsentieren würde.
Zugegeben hört sich dieser Ansatz schlüssig an, offenbart aber auch gleich, dass die Macher männlich sein dürften. Eine Frau würde inhaltlich argumentieren und ein Magazin machen, dass thematisch und optisch so ist, wie sie es sich wünscht, egal von Rechenspielen, wie groß ein potentieller Markt sein könnte und egal, in welchem Regal es präsentiert wird.
Es mag sein, dass Frauen weniger Interesse an technischen Features haben und die aktuell erhältlichen Magazine an ihren Wünschen vorbei gehen. Aber gibt es tatsächlich einen Unterschied in den Ansichten, Themen und Wünschen zwischen Fotografinnen und Fotografen? Camera Woman beantwortet diese Frage in der ersten Ausgabe mit einer verspielten Unterwasserbildstrecke, zwei Reportagen, einem Artikel über Esther Haase, dem Feature einer Foodfotografin, kreativen Fotoideen, Tipps zur Tierfotografie und einigen Technikvorstellungen.
Das sind zwar alles Themen, die auch in jedem anderen Fotomagazin veröffentlicht werden könnten, aber bei Camera Woman geht es noch etwas bunter und verzierter zu. So avancieren die Fotokameras im Heft zu kleinen Shopping-Items und werden abgelöst von Berichterstattungen über Fotostrecken mit eher emotionaler Herangehensweise.
Die Idee, für Frauen ein Lifestylemagazin mit dem Fokus Fotografie zu machen ist sicher einen Versuch wert. Dass “Camera Woman” aber nicht von Frauen für Frauen gemacht wurde, merkt man ziemlich schnell. Warum hat ein Mann das Titelbild fotografiert? Warum ist das Layout in vielen Punkten identisch mit der etablierten aktuellen Ausgabe von “Camera”? Warum schreiben mit Florian Sturm und Jürgen Lossau zwei Männer die meisten Texte für ein Frauenmagazin? Dass diese beiden auch viel für das männliche Pendant “Camera” texten, führt auch nicht gerade zu einer weiblichen, neuen und unverbrauchten Sicht auf fotografische Themen.
Das “Camera Woman”-Magazin wirkt frisch und kurzweilig, aber auch oberflächlich und optisch und inhaltlich wie eine modifizierte Kopie des etablierten “Camera”-Magazins ohne wirklich eigenen Ansatz. Dennoch ist die Idee eines Lifestyle-Fotomagazin interessant und die Herangehensweise tatsächlich ein wenig anders als man es sonst in Fotomagazinen kennt.