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“Am Anfang braucht man nicht viel” - Interview mit Fotografin Jule Frommelt

BF: Hallo Frau Frommelt, Sie sind erst über kleinere Umwege zur Fotografie gekommen. Wie war das bei Ihnen?

Jule Felice Frommelt: Eigentlich habe ich ja zuerst Kunst an der Kunsthochschule Weißensee in Berlin studiert und dabei viel Foto/Text-Arbeiten gemacht. Durch die Teilnahme an einem Wettbewerb bin ich dann zusätzlich an die Ostkreuzschule für Fotografie gekommen und habe beide Studiengänge parallel gemacht. Nach dem Meisterschülerstudium und der Geburt meines Kindes habe ich dann angefangen, als Freiberuflerin in einem Medienbüro zu arbeiten und zwischendurch auch Mode fotografiert. Diese ersten Jobs kamen durch die alten Kontakte von der Kunsthochschule Weißensee zustande. Über einen Job als Bildredakteurin kamen dann erste Aufträge im Foodbereich und das ist dann zu meinem Hauptfokus in der Fotografie geworden. Ich fand es von Anfang an toll, dass man beim Fotografieren eigentlich nur eine Kamera braucht und räumlich und zeitlich unabhängig ist.

Fotografie ist zudem sehr abwechslungsreich und variabel. Ich kann die Kamera überallhin mitnehmen und aus kleinen Dingen viel machen, schon beim Fotografieren und dann später im Labor und heute mit der Bildbearbeitung. Das war der Anfang. Mir war aber auch schnell klar, dass ich davon leben möchte und nicht nur schöne Reportagen zaubern kann. Darüber hinaus mag ich das Angewandte sehr gerne und finde es schön, mich mit einem Kunden auszutauschen und gemeinsam zu entwickeln, wo es mit den Bildern hingehen soll. Wenn man Kunst macht, ist man schon sehr allein und das wollte ich nicht.

 

BF: Was ist denn das Reizvolle an Foodfotografie?

Jule Felice Frommelt: Den Anfang hat der Job für die Gastrozeitung gemacht, aber ich beschäftige mich auch in meiner Freizeit viel mit Kochen, Essenszubereitung, dem Gärtnern und Anbauen von Lebensmitteln. Dieses Wissen um das Essen war für die Auftraggeber immer ein Plus, weil ich eben weiß, wie etwas aussieht, wie man kocht. Manchmal muss der Auftraggeber dann keine Stylistin buchen, weil ich diese Aufgaben selbst übernehmen kann. Es ist einfach voll mein Ding, außer dass mir manchmal doch die Menschen fehlen.

Lustigerweise bin ich ein halber Eigenbrötler. Ich fotografiere Essen und ich bin oft froh darüber, dass es Essen ist und keine Menschen, die vor mir stehen. Aber letztes Jahr habe ich in einem Team für ein Foodunternehmen gearbeitet und das hat mir auch richtig viel Spaß gemacht.

 

BF: Haben Sie ein Bild, das Sie gemacht haben und besonders mögen, eines, das Ihre Art der Arbeit widerspiegelt?

Jule Felice Frommelt: Es gibt einige Bilder, die ich sehr gern mag, aber ein absolutes Lieblingsbild habe ich nicht. Grundsätzlich mag ich es, wenn es nicht ganz perfekt ist. Denn ich bin keine Werbefotografin. Es muss gut aussehen, ansprechend sein, es soll den Menschen nicht fremd sein, man muss sich damit identifizieren können. Ich mag zudem nicht viel Dekoration, es soll alles eher natürlich aussehen.

 

BF: Was macht ein gutes Foto, unabhängig von der Foodfotografie, aus?

Jule Felice Frommelt: Wenn ein Bild eine Sehnsucht nach einem Moment entstehen lässt, eine Stimmung bei mir erzeugt oder eine Erinnerung in mir auslöst, wenn irgendetwas in mir hochkommt, dann schaue ich das Bild gern an und träume mich gern in eine andere Welt.

 

BF: Was würden Sie tun, wenn Sie nicht Fotografin wären oder Kunst studiert hätten?

Jule Felice Frommelt: Ich hätte etwas Handwerkliches gemacht, wahrscheinlich würde ich viel mit Holz arbeiten. Meine Untergründe fürs Fotografieren bauen, streichen, schmirgeln, nageln, das finde ich toll. Ich würde etwas machen, wo ich aktiv sein kann und mit den Händen etwas schaffen kann.

 

BF: Was macht Jule Felice Frommelt aus? Was dürfen Kunden von Ihnen erwarten, wenn sie Sie buchen?

Jule Felice Frommelt: Ich glaube, dass ich ziemlich kreativ bin. Ich halte nicht nur die Kamera auf etwas drauf, sondern denke mit. Ich überlege mir ein Konzept, weil alles auch in sich stimmig sein soll. Ich frage mich, ob das zum Kunden, zu seinem Konzept passt, rede viel mit den Auftraggebern, mag den stetigen Austausch. Ich bin sehr zuverlässig, halte mich an Abmachungen und bin nicht kleinlich. Ich arbeite zackig und habe Spaß bei der Arbeit. Ich bin ehrlich und sage direkt und offen, was ich kann und nicht bieten kann.

 

BF: Was war Ihr schönster Moment in Ihrer Fotografenlaufbahn? Gibt es eine Geschichte, an die sie sich gern erinnern?

Jule Felice Frommelt: Es gibt immer wieder Momente, die schön sind. Ein Superlativ fällt mir gerade nicht ein, aber kürzlich  hatte ich ein tolles Shooting an einem Sonntag in einem Feinkostladen mit einer super vorbereiteten Inhaberin, was richtig viel Spaß gemacht hat. Wir haben morgens angefangen und bis zum Abend nur fotografiert, ohne Pause, weil wir so viel Freude hatten und im Flow waren. Es war ein toller Tag. Ich war fix und fertig. Sie war zufrieden. Ich war zufrieden. Mir ist es auch ein Vergnügen, kleine Dinge, kleine Gerichte zu fotografieren und sie auf dem Bild spektakulär wirken zu lassen und so einen Mehrwert für den Betrachter zu schaffen. Wenn etwas Kleines, Banales durch das Foto ein Plus mit Sternchen bekommt, bin ich richtig zufrieden.

 

BF: Welche Herangehensweise würden Sie jungen Menschen raten, die Fotograf werden wollen? Zu welcher Ausbildungsform würden Sie raten?

Jule Felice Frommelt: In diesem Fall irgendetwas zu raten, finde ich wirklich schwierig. Ich habe Bekannte, die wirklich gut sind und trotzdem wenig Jobs haben. Es ist immer gut, einen eigenen Stil zu entwickeln und nicht zu sehr nachzuahmen. Außerdem glaube ich, dass früh mit dem Netzwerken zu beginnen wichtig ist, um später Jobs zu bekommen. Freundlich, sozial und aufgeschlossen zu sein und mit anderen reden zu können sind zudem oft Voraussetzungen für eine langfristige Zusammenarbeit. So habe ich es geschafft, dass wir als Familie davon leben können.

Die Ostkreuzschule für Fotografie war eine tolle Zeit, auch wenn ich dort nicht viel über Technik gelernt habe. Ich habe sieben Jahre studiert, bin viel gereist, war viel unterwegs. Die Uni war der Rahmen, meine Erlaubnis, mir Zeit zu nehmen für meine persönliche und fachliche Entwicklung. Das war eine sehr lange Zeit und ein großes Glück. Letztlich hat sie vor allem meinen Blick geschult, mir geholfen, aus einer Masse an Fotos eine Serie zusammenzustellen, und auch in Kleinem etwas großes zu sehen. Ich hatte dort auch noch Sibylle Bergemann als Lehrerin, die ich sehr geschätzt habe. 

Vielleicht hatte es auch einfach nur mit dem Zeitgeist vor ein paar Jahren zu tun, den Mieten in Berlin, dem sozialen Umfeld und dem Lebensstandard. Man brauchte einfach weniger, weil alle weniger hatten und nicht unglücklich darüber waren.

Ich glaube auch, dass man am Anfang einfach nicht viel braucht, um zu fotografieren. Gerade bei jungen, coolen Fotografen sehe ich immer wieder, wie viel Equipment die im Vergleich zu mir haben. Ich bin sehr lange mit sehr wenig Technik gut klargekommen. Nicht die Kamera macht das Bild.

 

 

Mehr Bilder von Jule Felice Frommelt gibt es im Profil auf: BF oder der eigenen Seite

 

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