Fotograf wim woeber
Wim Woeber spricht über sein "best of Foto" aus 2015
BF: Hallo Herr Woeber, sie haben als eines Ihrer liebsten Bilder aus dem Jahr 2015 die Fahraufnahme eines Autos ausgesucht. In welchem Zusammenhang ist das Foto entstanden und was macht dieses Bild für sie persönlich zu Ihrem Lieblingsbild? Wim Woeber: Um ehrlich zu sein, es ist gar nicht mein Lieblingsbild, sondern eines der vielen Bilder aus den Produktionen des letzten Jahres, das ich einfach gerne mag. Ich hatte nämlich 10 Bilder auf dem Schreibtisch, die alle das Lieblingsbild hätten werden können. Dann kam mein vierzehnjähriger Sohn und meinte, er fände den BMW am besten. Wahrscheinlich, weil er bei der Produktion dabei sein durfte. So wurde es eben dieses Foto. Entstanden ist es Anfang Juli in Duisburg. Eigentlich hätte noch ein Simca 1307 nebenher fahren sollen, dieser fiel aber wegen Defekts aus und musste später bei schlimmstem Wetter nachfotografiert werden. Mir gefällt an dem Bild dieses raue Ruhrpott-Schimanski-Gefühl. Die Sonne bringt das etwas schrille 70-Jahre Orange perfekt raus, und trotz der urbanen Umgebung vermittelt das Bild etwas von dem Freiheitsgefühl, das ein Auto damals noch verkörperte. BF: Würden Sie sagen, dass dieses Bild Ihre Art der Fotografie charakterisiert? Was ist Ihnen generell bei Ihren Aufnahmen besonders wichtig, worauf legen Sie am Meisten wert? Wim Woeber: Mir geht es um Dynamik. Wenn ich Autos fotografiere, soll man sehen, wofür sie da sind: zum Fahren! Und das das auch Spaß machen darf. Auch finde ich es wichtig einen Bezug zur Umgebung herzustellen, auch wenn der durchaus konkurrierend sein darf. Bei der Produktion ist mir wichtig, Zeit zu haben. Denn nur so kann ich das Team, insbesondere die Fahrer, in mein Bildkonzept mit einbeziehen. Denn nur wenn alle am gleichen Ziel arbeiten, wird’s auch gut. Und das ist das Wichtigste, dass am Ende gute Fotos da sind, welche die Erwartungen des Kunden im Idealfall übertreffen. BF: Wussten Sie eigentlich schon bei der Aufnahme, dass dies ein ganz besonderes Bild für Sie sein wird, oder hat sich das erst später im Auswahlprozess ergeben? Wim Woeber: Bei der Autofotografie hängt viel von der Planung ab. Hier waren Location, Wetter und dann noch der Stand der Sonne fast perfekt, andere Rahmenbedingungen passten auch. So war ich mir direkt sicher, dass dieses Motiv für mich das Beste der ganzen Produktion sein wird. Dass es mir auch noch ein halbes Jahr später immer noch so mag, habe ich dann erst bei der Suche nach dem Lieblingsbild gemerkt. Man tendiert in meinem Beruf ja immer etwas dazu, vergangene Produktionen auch mental zu archivieren, da ja immer die nächste Produktion im Focus ist. BF: Wo sehen Sie Ihren Fokus in diesem Jahr: auf Portraits, Businessfotografie oder Transportationaufnahmen und welche fotografische Motivation begleitet Sie ins Jahr 2016? Gibt es schon fest geplante freie Projekte oder einen "Traumjob" in Aussicht? Wim Woeber: Nee, leider ist ein „Traumjob" noch nicht in Aussicht, aber das Jahr ist ja noch jung. Konkret sind bereits ein paar Aufträge im Businessbereich, was ja meistens auch Portraits sind, wenn man es richtig macht. Auto werde ich sicherlich auch wieder jede Menge fotografieren, bin jetzt schon gespannt, welche Klassiker ich dieses Jahr vor die Linse gestellt bekomme. Im September werde ich im Rahmen der Photokind wieder ein paar Bilder ausstellen, damit bin ich quasi zu mindestens einem freien Projekt „gezwungen“, was auch ganz gut ist, sonst verliert man sich in den Jobs. Und freie Projekte zwingen einen zum Blick über den Tellerrand, was ja wieder zur Motivation beiträgt, denn jedes mit Konzentration gemachte Foto macht einen erfahrener und besser…