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Fotograf Roland Weegen Architektur

20 Jahre Berufserfahrung: Ein Interview mit dem Münchner Fotograf Roland Weegen

 

BF: Herr Weegen, was ist für Sie das Tolle am Beruf, warum sind Sie Fotograf geworden?
Roland Weegen: Das spannende für mich als Fotograf ist, dass jeder neue Auftrag immer wieder eine Herausforderung darstellt, auch wenn es dasselbe Metier ist wie z.B. die Architekturfotografie. Der Unterschied liegt oft in der Jahreszeit, in der die Aufnahmen stattfinden und damit immer auch in dem Licht am jeweiligen Objekt. Natürlich gibt es auch oft Ansprechpartner und Kunden mit eigenen Vorstellungen und Wünschen an die Fotos, die es dann möglichst optimal zu realisieren gilt.

BF: Welche fotografische Ausbildung haben Sie und seit wann sind Sie als Fotograf selbstständig?
Roland Weegen: Obwohl ich in einer Familie aufgewachsen bin, in der sich alles um die Fotografie gedreht hat und bis heute auch noch dreht, wollte ich den Beruf zuerst nicht ergreifen. Ich hatte aber auch keine Vorstellung, was ich machen wollte. Mein Vater hätte mich gerne in seinem Fotolabor gesehen, ich konnte mich aber damit so gar nicht anfreunden.
Dann ging es ganz schnell und ich habe bei meinem älteren Bruder, der auch Fotograf ist, eine Lehre als Einzelhandelskaufmann absolviert. Da habe ich ganz klassisch hinter der Ladentheke Fotoarbeiten angenommen und Kameras sowie Zubehör verkauft. Um die Kunden gut zu beraten, ist es dann ja doch ganz sinnvoll, wenn man sich etwas auskennt und so bekam ich dann schnell Zugang über den Sport zur Fotografie.
Schnell wurde mir klar, dass die Fotografie meine Berufung ist und nicht nur ein Beruf, den man ausübt, um Geld zu verdienen. Die Lehre als Fotograf folgte und danach dann natürlich die Meisterprüfung, was in den 80er Jahren fast Pflicht war, um sich ohne Probleme selbstständig zu machen.
Seit 1993 bin ich selbständig und der Anfang war ziemlich steinig, die Präsentationsmöglichkeiten der Arbeiten ohne Internet bedeutete bei Werbeagenturen mit der Fotomappe "Klinken putzen" zu gehen. Und das war oft frustrierend. Aber dann kamen die ersten kleinen Aufträge und ich wurde weiterempfohlen.

BF: Sie bieten von Produkt- über Architektur bis Werbefotografie ein breites Spektrum an, wo liegt Ihr Schwerpunkt und wer sind typischer Weise Ihre Auftraggeber?
Roland Weegen: Ein Großteil des Umsatzes erwirtschafte ich mit der Architekturfotografie, hier stehe ich auch nicht so im Wettbewerb mit den allseits bekannten Bildagenturen, da die Objekte meiner Kunden dort nicht greifbar sind.
Grundsätzlich fotografiere ich aber alles gerne, mit einem z.B. gestandenen Sportfotografen könnte ich allerdings nicht mithalten.
Meine Auftraggeber sind Baufirmen / Wohnungsbaugesellschaften / Immobilienfonds / Werbeagenturen, Dienstleister und Berater im Immobilien Management.

BF: Welche waren Ihre bisher schönsten Aufträge?
Roland Weegen: Der nächste Auftrag ist immer der schönste! Spaß beiseite, sicherlich war der erste Auftrag, den ich bekam, ein ganz toller Job. Hier hatte ich einen solchen Ehrgeiz gute Fotos zu liefern, dass die Filmkosten und Polaroidtestschüsse mehr Geld verschlungen haben, als das Honorar letztlich eingebracht hat. Von der Arbeitszeit ganz zu schweigen - aber der Kunde war zufrieden.
Ein anderer schöner Auftrag war sicherlich ganz ohne Briefing die komplette EXPO im Jahr 2000 in Hannover zu dokumentieren und das für einen Kunden, den ich überhaupt nicht kannte.
Der dritte schöne Auftrag... es gibt zu jedem meiner Jobs eine nette kleine Geschichte, die mir einfallen würde, wenn ich die Fotos wieder zu sehen bekomme.

BF: Sehen Sie sich als Künstler und die Fotografie als Berufung oder ist das ein ganz normaler Job?
Roland Weegen: Ob Künstler oder nicht, da habe ich mir noch nie groß Gedanken gemacht. Mir ist es nur wichtig, dass mir meine Fotos gefallen, sonst bin ich unglücklich. Wichtig ist auch immer, dass der Kunde zufrieden ist. In jedem Fall sollte einem die Tätigkeit gefallen, die man ausübt. Egal, in welchem Beruf auch immer. Ansonsten ist man fehl am Platz und das Leben ist zu kurz und zu wertvoll für Kompromisse.

BF: Wie wird man als Fotograf erfolgreich und wie behauptet man sich möglichst lange?
Roland Weegen: Erfolgreich sein ist relativ, der eine freut sich, wenn er sich ein Auto leisten kann, der andere ist unglücklich, obwohl er einen tollen Sportwagen fährt. Um auf dem Markt einigermaßen bestehen zu können, braucht es wie immer im Leben etwas Glück und dass man die richtigen Menschen trifft. Spaß, Geduld, Ehrgeiz, Neugier, absolute Zuverlässigkeit, technisches Können dann kann es klappen.

BF: Welchen Weg raten Sie jungen Menschen, die heutzutage Fotograf werden wollen?
Roland Weegen: Nach der Aufhebung des Meisterzwangs im Fotografenhandwerk und durch die Digitalisierung der Fotografie - hier denke ich insbesondere an die vielen guten Fachlabore, die verschwunden sind - wurden die Ausbildungsplätze immer weniger.
Meine Erfahrung in der Vergangenheit hat auch gezeigt, dass es leider bei vielen Ausbildungsbetrieben mit der Ausbildung nicht immer zum Besten stand. Helmut Newton ist ein gutes Beispiel, er hat eine Lehre begonnen.
Studium kann ich schlecht beurteilen, sicherlich eine Möglichkeit an das Thema Foto anders heranzugehen als bei einer Lehre, mit vielleicht guten Kontakten in die Medienlandschaft.
Fotoassistenz ist auch eine Möglichkeit, bei einem der noch verbliebenen guten Studios unterzukommen. Hier hatte ich persönlich wenig Glück, von Kollegen weiß ich aber, dass eher mit der Fotografie unbeleckte Bewerber Chancen haben.
Quereinstieg, ja geht schon - nur muss man dann auch etwas können um sich zu behaupten und etwas Kleingeld in der Hinterhand haben.
Die Liste der erfolgreichen Fotografen als Quereinsteiger ist ellenlang z.B. der leider zu früh verstorbene Herb Ritts oder Sebastiao Salgado um nur 2 Kollegen zu nennen, deren Fotos ich sehr schätze.
In jedem Fall - und das ist das Wichtigste überhaupt - muss man die Kamera nehmen und damit fotografieren. Immer und überall! Interessant sind immer auch Fotoücher, also ab in die Bücherei und keine Fotoausstellung verpassen. Die Zeiten waren früher aber sicherlich etwas einfacher!

BF: Was macht ein Bild für Sie zu einem guten Foto?
Roland Weegen: "Wenn man länger als 1 Sekunden drauf schaut !" Henri Cartier Bresson


Bild 1: "Flughafen Bilbao" vom spanischen Architekten Santiago Calatrava, den ich gerne mag. Hatte Langeweile in der Abflughalle und noch einen alten abgelaufenen SW-Film in der Kamera.

Bild 2: "Bankomat in Marrakesch" in einer Stadt, wo Fotografen nicht so gerne gesehen sind.

Bild 3: "Still Life" leider gibt es diese Zigarettenpackung mit dem roten Band nicht mehr, wahrscheinlich laut EU zu sexy!

Bild 4. "New York" hatte nach einer Woche Halsschmerzen vom immer nach oben schauen.

Bild 5. "Winterbild" Motiv auf meinem ersten SW-Film, den ich selber in der Dose entwickelt habe.
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