Freier Fotograf Ralph Schucht
"Herausforderungen machen den Job erst attraktiv"- Fotograf Ralph Schucht im Interview
BF: Was ist für Sie das Tolle am Beruf, warum sind Sie Fotograf geworden? Ralph Schucht: Mich hat die Begeisterung für Architektur zu meinem Beruf als Architekturfotograf geführt. Schon immer hat mich die Gestaltung des Raumes durch den Menschen fasziniert. Sei es nun in der Innenarchitektur, oder auch die Gestaltung der Umwelt in der die vielfältigen Beziehungen der Architektur zum sie umgebenden Raum offenbar werden. Ich möchte in meinen Bildern eben diese Beziehungen und die individuelle Gestaltung der Räume zeigen. BF: Welche fotografische Ausbildung haben Sie und seit wann sind Sie als Fotograf selbstständig? Wie schnell kamen die ersten Aufträge? Ralph Schucht: Ich bin der klassische Quereinsteiger, bereits während meines Studium hatte ich die Möglichkeit im Rahmen eines Praktikums erste Erfahrungen mit Fotoproduktionen zu sammeln. Schnell fand ich heraus, daß mir der Bereich des Locationscoutings am meisten lag, in dem es ja nicht nur um das Auffinden von bestimmten Räumen und Plätzen geht, sondern auch um die fotografische Abbildung dieser Räume und Darstellung ihrer Besonderheiten. Schon bald kamen die ersten Anfragen von Kunden, die ich im Rahmen dieser Tätigkeit kennengelernt hatte, ob ich ihre Räume nicht für sie professionell fotografieren könnte. Daraus entwickelte sich meine nun schon einige Jahre andauernde fotografische Tätigkeit. BF: Gibt es einen Bereich in der Fotografie, in dem Sie besonders gerne arbeiten? Was reizt Sie gerade an diesem Bereich und wie kam es dazu? Ralph Schucht: Ich verstehe mich in erster Linie als Architekturfotograf, wobei es für mich hierbei keinen Unterschied macht, ob ich nun für Architekten oder Interiordesigner ihre neuesten Werke fotografiere, oder für Eigentümer ihre Ferienwohnungen, -häuser oder Hotels ablichte. Immer geht es mir darum, die Räume möglichst unverfälscht in ihrem Zusammenspiel mit dem Umfeld zu zeigen. Aus diesem Grund fotografiere auch ich fast ausschließlich mit dem vorhandenen Licht, da dieses ein wesentlicher Bestandteil des Charakters von Räumen ist. BF: Welche waren Ihre zwei schönsten Aufträge und warum? Ralph Schucht: Das läßt sich so eigentlich nicht sagen. Wahrscheinlich sind es immer die letzten zwei Aufträge. Jeder Job hat seine eigenen Herausforderungen, die einer individuellen Lösung bedürfen. Ich freue mich jedes Mal darauf, diese zu finden und umzusetzen. Das ist es, was für mich diesen Job so attraktiv macht, da er nie zur Routine wird. BF: Sehen Sie sich als Künstler und die Fotografie als Berufung oder ist das ein ganz normaler Job für Sie? Ralph Schucht: Es ist beides: Beruf und Berufung. Denn natürlich versuche ich mit meinen Bildern einen eigenen Stil und damit eine eigene Sichtweise zu erschaffen, so gesehen ist die Fotografie für mich natürlich ein höchst kreativer und damit künstlerischer Vorgang. Und gleichzeitig handelt es sich um Auftragsarbeiten für Kunden, die selbstverständlich einen gewissen Zweck für den Kunden erfüllen sollen. BF: Wie wird man als Fotograf erfolgreich und wie behauptet man sich möglichst lange? Ralph Schucht: Das ist eine Frage, die wahrscheinlich jeden, der in diesem Bereich tätig ist, umtreibt. Hilfreich ist es sicherlich jeden Job so professionell wie möglich anzugehen, offen zu bleiben für Veränderungen in den Anforderungen an die eigene Arbeit und sich selbst und dem eigenen Stil trotzdem treu zu bleiben. BF: Was dürfen Kunden von Ihnen erwarten, wenn Sie gebucht werden? Was zeichnet Ihre Fotografie aus? Ralph Schucht: Für mich ist immer der aktuelle Job der wichtigste, d. h. ich widme ihm meine volle Aufmerksamkeit, egal, ob es sich eher um eine Kleinigkeit handelt oder ein großes Projekt ist. Immer versuche ich das Optimum herauszuholen. BF: Welchen Weg raten Sie jungen Menschen, die heutzutage Fotograf werden wollen? Ralph Schucht: Den einen richtigen Weg zur Fotografie gibt es sicherlich nicht. Wichtig ist, daß man die technischen Voraussetzungen der Fotografie beherrscht, ob man diese nun im Studium, in einer Assistenz, in der Ausbildung lernt, oder sie sich autodidaktisch erarbeitet, ist eher nebensächlich. Vielleicht findet man den für sich richtigen Weg, wenn man sich frühzeitig Gedanken dazu macht, warum man Fotograf werden möchte und mit welchem Ziel. So läßt sich wahrscheinlich am ehesten herausfinden, welcher der Wege zur Fotografie dem eigenen Fokus am nächsten liegt. BF: Was macht ein Bild für Sie zu einem guten Foto? Ralph Schucht: Ein gutes Foto ist eines, daß auch nach mehrfachem Sehen noch genug Spannung hat, um den Betrachter einen Augenblick länger bei der Betrachtung zu fesseln, das aber auch Emotionen weckt und einen gewissen Nachhall hat.