"Ich fotografiere mit einer großen Portion Herz" - 8 Fragen an Fotograf Ralf Zenker

 

BF: Herr Zenker, was ist für Sie das Tolle am Beruf, warum sind Sie Fotograf geworden?
Ralf Zenker: Für mich das Schönste an dem Beruf Fotograf ist, dass sich nur sehr selten Routine einstellt. Neue Jobs, neue Kunden, neue Leute, neue Teams. Natürlich gibt es immer einen Grundstamm an Kunden und Mitarbeitern, aber es wird halt nie langweilig.

BF: Welche fotografische Ausbildung haben Sie und seit wann sind Sie als Fotograf selbstständig? Wie schnell kamen die ersten Aufträge?
Ralf Zenker: Ich habe bei einem wirklich hysterischen Modefotografen als Praktikant angefangen und dort knapp ein Jahr ausgehalten. In dieser Zeit hatten wir 7 oder 8 feste Assis und 6 Sekretärinnen. Der Kerl hat mir den Job fast madig gemacht. Nach einer kurzen Pause habe ich aber gedacht, dass es nur noch besser werden kann. So war es dann auch. Ich habe bei einem anderen Modefotografen angefangen, zunächst wieder als Praktikant und recht schnell als Fotoassi sowohl für ihn, als auch für den angestellten Stillife Fotografen. Insgesamt bin ich dort 8 Jahre geblieben, habe tiefen Einblick in alle Formen der Fotografie erlangt, sowohl im Still- wie auch im Peoplebereich. Wir haben die halbe Welt bereist und 1 Jahr habe ich dort sogar die Studioorganisation übernommen, von Angebote / Rechnungen schreiben, Modelle buchen, Reisen und Jobs organisieren. Dies hat mir später unglaublich geholfen und wird ja sonst weder in der Lehre noch im Studium gelehrt! So bin ich durch und durch Praktiker.
Selbstständig bin ich seit 1992, die ersten Aufträge kamen nach der ersten Mappenrunde durch die Agenturen. "Damals" ging man ja noch persönlich durch alle Agenturen um sich vorzustellen. Da gab es noch keine Email oder Internet.

BF: Sie bieten von Akt- über People bis Werbefotografie ein breites Spektrum an, wo liegt Ihr Schwerpunkt und wer sind typischerweise Ihre Auftraggeber?
Ralf Zenker: Das kann ich gar nicht beantworten und hängt immer vom Auftrag ab. Momentan sind die Aufträge eher portrait- und werbelastig, aber das kann in einem halben Jahr wieder ganz anders aussehen.

BF: Welche waren Ihre zwei schönsten Aufträge?
Ralf Zenker: Zwei rauspicken ist mir irgendwie zu wenig... da gab es doch schon einiges. Reisen macht allerdings (fast) immer Spaß, wird aber leider immer weniger.

BF: Sehen Sie sich als Künstler und die Fotografie als Berufung oder ist das ein ganz normaler Job?
Ralf Zenker: Eigentlich sehe ich mich nicht wirklich als Künstler im klassischen Sinn. Dafür finde ich mich selbst vielleicht zu "unkreativ". Ich versuche die Kundenwünsche in guter Qualität umzusetzen - allerdings mit einer großen Portion Herz dabei!

BF: Wie wird man als Fotograf erfolgreich und wie behauptet man sich möglichst lange?
Ralf Zenker: Gibt es auf diese Frage eine Antwort? Ich denke, man sollte immer an sich glauben und nicht zu viel schauen, was die anderen Fotografen so machen. So kommt es irgendwann wie momentan, dass viele irgendwie das Gleiche machen. Ein wenig Glück gehört natürlich auch dazu.

BF: Welchen Weg raten Sie jungen Menschen, die heutzutage Fotograf werden wollen?
Ralf Zenker: Das kann ich nicht wirklich beurteilen. Es scheint, dass die Studiengänge besser geworden sind, auch wenn ich finde, dass dort noch immer zu viel "rumgespielt" wird. Mehr Praxis wäre schon hilfreich.
Gute Fotografen, die Ausbildungsplätze anbieten, sind leider selten und bei den meisten Passbildknipsern lernt man nix.
Auch als Studienabgänger muss man sich erst hinten anstellen und noch ein paar Stationen als Fotoassi durchlaufen, von daher finde ich den Quereinstieg über Praktika und Assistent nicht verkehrt. Wahrscheinlich wohl auch, weil ich es selbst so gemacht habe. Im praktischen Bereich hatte ich durch meinen Werdegang immer Vorteile den Studenten gegenüber, die auch bei uns assistierten.

BF: Was macht ein Bild für Sie zu einem guten Foto?
Ralf Zenker: Wenn man mindestens zweimal hinschaut!