Fotograf Paul Paulsen
"Ohne Leidenschaft geht es nicht" - Fotograf Paul Günther im Interview
BF: Hallo Herr Günther, Sie haben sich vor allem auf die Peoplefotografie für Privatkunden spezialisiert und bieten von Bewerbung bis Hochzeiten ein breites Spektrum an. Was ist für Sie das Tolle am Beruf, warum sind Sie eigentlich Fotograf geworden? Paul Günther: Ich war auf der Suche nach etwas Neuem. Mit der Wahl Fotograf zu werden, begann mein aufregendes Leben. Nach einer kaufmännischen Ausbildung und Meisterschule im Logistikbereich konnte ich eine perfekte Grundlage für die angestrebte Selbständigkeit aufbauen. Das Arbeiten mit Licht, Kamera und Computer ist für mich Leidenschaft pur. Der Bereich Fotografie ist extrem umfangreich. Die Symbiose aus Kunst und Handwerk fasziniert mich immer wieder. von Neuem. BF: Welche fotografische Ausbildung haben Sie durchlaufen und seit wann sind Sie als Fotograf selbstständig? Wie schnell kamen die ersten Aufträge? Paul Günther: In einem Münchner Werbestudio absolvierte ich eine 2,5-jährige Ausbildung zum Fotografen. Davor machte ich bei zwei Fotografen ein Praktikum, um erste Erfahrungen in der Fotografie zu sammeln. Mit meinem Ausbildungsbetrieb hatte ich großes Glück. Dort hatte ich perfekte Bedingungen mit super Equipment, umfangreichem theoretischen und praktischen Know-how der Ausbilder, das mir selbst ein extrem großes Spektrum an praktischer Erfahrung ermöglicht hat. Anschließend habe ich mich als Fotoassistent selbständig gemacht. Nach kurzer Zeit hatte ich einen beachtlichen Kundenstamm aufgebaut und sammelte weitere Erfahrungen. Allen jungen Fotografen kann ich dies nur empfehlen. Nach der Assistenzzeit hatte ich durch die Umstellung auf die digitale Fotografie viele Jobs als Digitalsupport. Anschließend übernahm ich die komplette Bildbearbeitung für Fotografen und Agenturen. Nun bin ich sei über 10 Jahren selbständig und möchte die Vorteile nicht mehr missen, wobei man den extrem hohen Arbeitsaufwand nicht unterschätzen darf. BF: Gibt es einen Bereich in der Fotografie, in dem Sie besonders gerne arbeiten? Was reizt Sie gerade an diesem Bereich und wie kam es dazu? Paul Günther: Irgendwie wollte ich mich bis heute auf kein Gebiet festlegen. Mir macht die Abwechslung einfach zu viel Spaß. Seien es die Produktfotografie, Hochzeiten oder Events - alles hat für mich einen gewissen Reiz und fordert mich immer wieder aufs Neue heraus. Für mich spielte schon immer die Verknüpfung von Fotografie und Bildbearbeitung eine große Rolle. Klar, früher hat man die Postproduction im Labor gemacht. Heute geht es einfacher und schneller mit Photoshop. Um das Programm perfekt zu beherrschen, muss man täglich damit arbeiten und ständig Neues ausprobieren. BF: Hatten Sie einen Auftrag, der für Sie besonders faszinierend war? Paul Günther: Außergewöhnliche Projekte hatte ich bisher einige. Großartig ist, wenn ich mit einem tollen Team ein größeres Shooting organisiere und umsetze. Da waren das Shooting beim Ultra Trail du Mont-Blanc über mehrere Tage für einen Sportartikel Hersteller, das Event-Shooting bei einem Unternehmensberater mit einem fünfköpfigen Team oder romantische Hochzeiten in Italien. Also viel Rummel in einer besonderen Umgebung macht für mich den Reiz eines fantastischen Auftrags aus. BF: Sehen Sie sich als Künstler mit der Berufung zur Fotografie oder ist das ein ganz normaler Job? Paul Günther: Ich sehe mich zu 70 Prozent als Handwerker, wobei ich nicht mehr so viel Wert auf Technik lege wie früher. Man muss sich nicht immer mit den neuesten Spielereien und Schnickschnack auseinandersetzen, auch wenn einiges an Technik schon eine Erleichterung im täglichen Ablauf mit sich bringt. Natürlich ist man als Fotograf auch in gewisser Weise Künstler, ohne künstlerische Begabung geht es auch nicht. In einigen Sparten der Fotografie sind Berufung und Leidenschaft zum Beruf unverzichtbar. Für mich gibt es keine „normalen Jobs“. Ich finde man sollte jeden Beruf mit vollem Einsatz, Leidenschaft und großer Freude ausüben. Sei es als Fotograf, Schreiner oder Zirkusdirektor. BF: Wie wird man als Fotograf erfolgreich und wie behauptet man sich möglichst lange? Paul Günther: Erfolgreich wird nur ein ganz kleiner Teil der Fotografen. Ich sprach vorher schon von Leidenschaft und Liebe zum Bild. Ohne diese Komponenten funktioniert es nicht. Man darf sich nicht ausruhen und muss immer am Ball bzw. am Kunden bleiben. Ohne die entsprechenden Kontakte geht nichts. Um sich dazu noch lange als Fotograf zu behaupten, muss man Qualität zum passenden Preis liefern. Auch der Social-Media-Bereich sollte einen nicht abschrecken. Ein Großteil meiner erfolgreichen Kundengewinnung sowie Kundenbindung liegt vor allem im täglichen Betreuen, Pflegen und Aktualisieren meiner Social-Media-Kanäle. BF: Was dürfen Kunden von Ihnen erwarten, wenn Sie gebucht werden? Was zeichnet Ihre Fotografie aus? Paul Günther: Ich versuche, mich in den Kunden bzw. in deren Kunden zu versetzen, sei es für private Kunden oder Geschäftskunden. Dafür ist es unumgänglich, sich vor, während und nach dem Shooting ausführlich Gedanken über das Projekt zu machen. Man muss sich Zeit nehmen, um im persönlichen Gespräch mehr über das Produkt bzw. die Person zu erfahren. Ich bin immer wieder aufs Neue motiviert und gebe vollen Einsatz, wenn es um ein neues Projekt geht. Während eines Projekts entstehen bei mir oft weitere Ideen und innovative Umsetzungsvorschläge, die die Kunden begeistert annehmen, wie z.B. Making-of Videos oder Foto-Bücher. BF: Welchen Weg raten Sie jungen Menschen, die heutzutage Fotograf werden wollen? Paul Günther: Viel für sich selbst fotografieren, um den Umgang mit der Kamera zu verinnerlichen. Anschließend Gestaltungsgrundlagen und den Umgang mit Licht erlernen. Ich persönlich bin ein Freund einer breit gefächerten praktischen Ausbildung. Der kaufmännische Teil meiner vorherigen Ausbildung ist für meine jetzige Selbständigkeit von großem Nutzen. Junge Menschen können sich nur schwer vorstellen, wie es in einem professionellen Fotostudio tagtäglich abläuft. Sie sollten einfach mit einem Praktikum beginnen, um einen ersten Einblick zu bekommen. Wer keinen Platz in einem großen Ausbildungsbetrieb findet, sollte sich für die passende Fachhochschule (z.B. TH Nürnberg) entscheiden, je nach Stil-Richtung. BF: Und zu guter Letzt: Was macht ein Bild für Sie zu einem guten Foto? Paul Günther: Bildaufbau und Gestaltung eines perfekten Fotos sind mir sehr wichtig. Ich bin immer wieder auf der Suche nach Bildfehlern, sei es im Kino oder einer Galerie. Manchmal ist weniger mehr. Wenn ein Foto auch noch eine Geschichte erzählt und ich mir das Foto ins Wohnzimmer hängen würde, habe ich ein optimales Foto gefunden.