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Fotograf Josh Schlasius

"Man muss immer auf der Seite des Bildes stehen" - 8 Fragen an Fotograf Josh Schlasius

 

BF: Herr Schlasius, was ist für Sie das Tolle am Beruf, warum sind Sie Fotograf geworden?
Josh Schlasius: Das ist eine gute Frage - zwingt einem zum Nachdenken… Ich bin in den Beruf reingerutscht, da meine Familie sehr foto-affin ist - man konnte dem einfach nicht entkommen und so richtig wollte man das ja auch nicht…  Aber was ist "das Tolle" am Beruf? Es sind mehrere Dinge: Die Vielfalt der Aufgaben und Menschen, die man dabei trifft. Der Prozess, ein Bild, das man nur selbst kennt, für alle sichtbar zu machen. Die ständige Herausforderung, nicht stehen zu bleiben, sondern sich weiterzuentwickeln. Und das, was wohl jeder Selbständige schreibt: Der eigene Herr sein - auch wenn dass nicht immer so einfach ist...


BF: Welche fotografische Ausbildung haben Sie und seit wann sind Sie als Fotograf selbstständig? Wie schnell kamen die ersten Aufträge? 
Josh Schlasius: Ich habe mit einer klassischen Fotolehre begonnen. Da ich aber mit der Fotografie mehr oder weniger aufgewachsen bin, hatte ich danach den Kanal voll und bin in Richtung Film nach München. Von dort zurück, habe ich ein Studium mit dem Schwerpunkt "Produktion" angehängt und auch weiterhin in dem Bereich gearbeitet. Nebenbei habe ich mit einem Freund Stoffentwicklungen für verschiede Formate und Kölner Produktionsfirmen erarbeitet. Als selbstständiger Fotograf arbeite ich erst wieder seit ein paar Jahren - und habe mehr Spaß als jemals zuvor!

BF: Sie bieten von Produkt- über Portrait- bis Werbefotografie ein breites Spektrum an, wo liegt Ihr Schwerpunkt und wer sind typischerweise Ihre Auftraggeber?
Josh Schlasius: Ich muss zugeben, das Spektrum klingt zunächst sehr breit (und auch ein wenig danach, sich nicht entscheiden zu können), doch es hat eine gemeinsame, starke Basis: Produkte und Menschen wollen ins rechte (= beste) Licht gerückt werden. Jeder hat seine "Schokoladenseite" und als Fotograf gilt es, diese zu finden - wie und wo auch immer. Allerdings rückt mein Schwerpunkt mehr und mehr in Richtung Portrait - & Menschenfotografie und da ich den Umgang mit diesen sehr genieße, ist mir das ganz recht. Es macht Spaß, Kunden die Scheu vor der Kamera zu nehmen und zu sehen, wie sie mehr und mehr zu sich selbst finden, bis man das Bild hat, dass sie am Besten beschreibt. Dementsprechend hat sich auch meine Kundenstruktur verändert: Früher waren fast ausschließlich gewerbliche Kunden, jetzt halten sich Privat- und gewerbliche Kunden in etwa die Waage.


BF: Welche waren Ihre schönsten Aufträge?
Josh Schlasius: Ich habe ein Gedächtnis wie es Sieb, daher immer die, die möglichst nah zurück liegen... Der Erste war eigentlich gar kein Auftrag: Ein Freund von mir bat mich, ein paar Portraits von ihm und seiner Familie zu machen - wir trafen uns vor der Kulisse des alten Kurhauses und legten einfach so los. Ohne Zeitlimit oder künstlerischer Vorgabe. Der Zweite war ein zwanzig Minuten Shooting in einem kleinen Wäldchen. "Immer diese Hektik!" dachte ich so bei mir, aber die Bilder waren klasse. Wir mussten völlig fokussiert arbeiten aber trotzdem kreativ sein.

BF: Sehen Sie sich als Künstler und die Fotografie als Berufung oder ist das ein ganz normaler Job?
Josh Schlasius: Von jedem etwas… Wie in jedem Beruf, muss man die technischen Grundlagen seines Metiers kennen und beherrschen. Egal ob Musiker, Bildhauer oder Maler. Man ist auch Techniker und Handwerker, der die zur Verfügung stehenden Mittel und Geräte nutzt, um kreativ zu sein. Ich muss wissen, wie und womit ich einen bestimmten Effekt oder Look bekomme - das ist das Handwerk. Dass ich einen bestimmten Effekt oder Look brauche - das ist das Künstlerische. Dabei ist die eigentliche Aufnahme selbst nur die halbe Miete, die andere Hälfte ist mittlerweile die Nachbearbeitung am Computer. Aber auch hier sind wieder Kreativität und technische Kenntnisse gefragt.


BF: Wie wird man als Fotograf erfolgreich und wie behauptet man sich möglichst lange?
Josh Schlasius: Einen eigenen Stil finden; Neues und Bewährtes kombinieren; mit offenen Augen durch die Welt laufen und offen für Veränderungen sein; kundenorientiert arbeiten; Vertrauen schaffen und den Kunden bei der kreativen Arbeit mitnehmen; zuverlässig sein; die Balance zwischen Machbarem und Gewünschtem finden, aber dabei immer auf der Seite des Bildes stehen – das Foto wird gesehen und als Erinnerung gespeichert, nicht das Making-Of.


BF: Welchen Weg raten Sie jungen Menschen, die heutzutage Fotograf werden wollen?
Josh Schlasius: Ich würde mir Bilder suchen, die mir gefallen und mir dann überlegen, was mir genau daran gefällt und wie das wohl realisiert wurde: Was könnte mein Stil / mein Ding sein und wie komme ich dorthin? Und dann würde ich mir die oder den Fotografen suchen, deren Arbeiten dem am nächsten kommen. Hier würde ich versuchen zu assistieren - vielleicht sogar umsonst. Davor sollte ich aber die rudimentären Grundlagen beherrschen, um als Assi auch wirklich arbeiten zu können. Denn je öfters ich bei Produktionen eingesetzt werde, umso mehr lerne ich.


BF: Was macht ein Bild für Sie zu einem guten Foto? 
Josh Schlasius: Jedes Foto, das im Gedächtnis bleibt - warum auch immer. Egal ob Modefotos oder Kriegsreportage. Ein Foto sollte durch den Inhalt oder die Gestaltung etwas erzählen. Das kann man nicht immer erreichen, aber man sollte es immer versuchen.



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