Fotograf HARTMUT BÜHLER
Fotograf Hartmut Bühler spricht über sein wichtigstes Bild aus dem Jahr 2015
BF: Hallo Herr Bühler, Sie haben als Ihr wichtigstes Foto aus dem Jahr 2015 ein Bild gewählt, dass das medizinische Team um Dr. Marc Sinclair zeigt, das aus ärztlicher Berufung heraus und gratis im Gazastreifen operiert. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit und warum liegt Ihnen gerade dieses Foto besonders am Herzen? Hartmut Bühler: Ich kenne Dr. Marc Sinclair seit vielen Jahren persönlich und hatte schon lange nach einer Gelegenheit gesucht, eine medizinische Mission in Gaza zu fotografieren. Im November 2015 hatte es dann geklappt. Das Foto ist mein Dankeschön ans Team, das mir das Privileg zuteil werden ließ, es mit der Kamera begleiten zu dürfen. BF: Was leistet diese „The Little Wings Foundation"? Hartmut Bühler: Thelittlewingsfoundation.org wurde 2007 in Dubai vom Orthopädie-Spezialisten Dr. Marc Sinclair gegründet. Sie ist eine Charity-Organisation und sammelt Geld, um zu operieren oder operierte Kinder nachhaltig versorgen zu lassen bzw. weitere notwendige medizinische Massnahmen vor Ort zu finanzieren. Im European Gaza Hospital in der Stadt Chan Younis operierte das Team bereits elf Mal. Die Patienten, meist Kinder, leiden entweder an Kriegsfolgen (z. B. durch Minen), vererbten Krankheiten oder an Folgeschäden durch nicht einwandfrei ausgeheilten Operationen vor Ort. In fünf Tagen wurden 19 Operationen absolviert. Jede OP dauert aufgrund widriger Umstände (Stromausfälle, veraltete Technik, traditionelle Verhaltensweisen vor Ort) durchschnittlich drei Mal so lange wie hierzulande. BF: Viele Ihrer Arbeiten haben eine ähnliche Bildsprache: Ruhig, unaufdringlich, direkt und eher natürlich beleuchtet. Würden Sie sagen, dass das Ihre Art der Fotografie charakterisiert? Was ist Ihnen bei den Aufnahmen besonders wichtig, worauf legen Sie am meisten wert? Hartmut Bühler: Ich versuche immer, statt eines Fotos ein Bild zu erzeugen. Ich orientiere mich an die Größen unserer Zunft und die haben es meistens geschafft, ihre Bilder mit „Magie“ aufzuladen und diese nachhaltig wirken zu lassen. - Ich entscheide mich je nach Aufgabenstellung und vor Ort mit natürlichem und/oder künstlichem Licht zu arbeiten. Beispielsweise konnte die Fotoserie „Meine Tonhalle“ nur mit Blitzlicht entstehen. Wichtig aber ist immer, eine gute Atmosphäre vor Ort und unter allen Beteiligten zu erzeugen. BF: Wussten Sie eigentlich schon bei der Aufnahme, dass dies ein ganz besonderes Bild für Sie sein wird, oder hat sich das erst später ergeben? Hartmut Bühler: Ich habe sofort erkannt, wie sich die Gruppe, übrigens ohne mein Zutun, nahezu perfekt positioniert hat: ich musste nur noch auf den Auslöser drücken. BF: Wo sehen Sie Ihren Fokus in diesem Jahr: auf freien, redaktionellen Strecken oder eher im Portraitbereich? Welche fotografische Motivation begleitet Sie ins Jahr 2016? Gibt es schon fest geplante freie Projekte oder einen "Traumjob" in Aussicht? Hartmut Bühler: Noch weiß ich nicht, was auf mich zukommen wird. Ich freue mich aber auf spannende Aufträge mit spannenden Menschen. In diesem Zusammenhang werde ich mit der Düsseldorfer Fotografin Merle Forchmann das gemeinsame Fotoprojekt „Macht Bilder!“ mit geflüchteten Jugendlichen fortführen - in Kooperation mit Stay! Düsseldorfer Flüchtlingsinitiative. Darüber hinaus wird es zwei Ausstellungen geben mit meiner Fotoserie über die „Interdisziplinäre Ambulanz für Musikermedizin" - Universitätsklinikum Düsseldorf. Das Bild zeigt das „The Little Wings Foundation"-Team im European Gaza Hospital in Chan Younis, Gaza: Abbey Lee, Dr. Levan Kajaia, Dr. Marc Sinclair, Gillian Beale, Dr. Hasan Amar und Seonaid Biagioni (v.l.n.r.).